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Testbericht

Stefan Grundhoff, 14. März 2008
Mit dem Mercedes SL schmücken sich seit Jahrzehnten Schöne und Reiche. Seit den 50er Jahre ist er ein automobiles Statement von Weltruf. Die jüngste Überarbeitung entlockt dem Stuttgarter nun mehr Sportlichkeit.

Wer hätte das gedacht: Der SL der neuesten Generation bleibt genau das, was er schon immer war - ein souveräner Cruiser. Und als solcher kommt er seit jeher insbesondere bei der älteren Generation gut an. In einem SL ist man genau dann unterwegs, wenn man es geschafft hat, Nachbarn und Geschäftsfreunden nichts mehr beweisen muss und noch im Herbst gerne die Sonne im lichten Haar spürt. Für viele ist die S-Klasse der personifizierte Mercedes. Doch für einen SL trifft das seit Pagode und 107er nicht weniger zu. Was will man an ihm schon großartig ändern? Ein paar technische Raffinessen sind dazu gekommen, aufgefrischte Motoren und eine neue, deutlich maskulinere Front Sie sollen der Baureihe 230 Luft für weitere drei Jahre verschaffen. Früher dürfte es mit einem komplett neu überarbeiteten SL nichts werden.

Doch die bisweilen ziemlich lange Laufzeit der Modellreihen hat dem Erfolg eines SL noch nie Abbruch getan. Die 107er-Baureihe wurde von 1971 bis 1989 produziert. Und auch der Nachfolger begeisterte seine Fans von seinem Marktstart 1990 an mehr als zehn Jahre lang - weniger durch sein atemberaubendes Design denn durch seine technischen Finessen. Denn ein SL bot im Hause Mercedes-Benz immer genau das, was technisch möglich war. Dreh- und Angelpunkt der SL-Reihe ist dabei seit Jahr und Tag der 500, der mit souveräner Leistung besonders in Übersee auf Kundenfang geht. Nirgends gibt es mehr Mercedes-Roadster als in Kalifornien, der eigentlichen Heimat des SL.

In Europa steht der 4,56 Meter lange SL 350 deutlich höher im Kurs. Der ehemalige Basisbenziner bekommt eine deutlich Leistungsspritze. Wie schon im neuen SLK wurde bei dem neuen 350er-Triebwerk auf Direkteinspritzung und Turboaufladung verzichtet. Doch durch die Umstellung auf eine stärkere Verdichtung, ein höheres Drehzahlniveau und eine geänderte Motorelektronik stehen statt 272 PS künftig 316 PS zur Verfügung. Trotzdem verbraucht der SL 350 mit knapp unter zehn Litern fast einen halben Liter weniger als bisher - und klingt deutlich kernigen.

"Da der neue SL 350 deutlich an Leistung zugelegt hat, haben wir ihm mit dem neuen SL 280 einen kleinen Bruder zur Seite gestellt", sagt Entwicklungsleiter Hans Multhaupt. "Der ist mit seinen 170 kW/231 PS und 300 Nm Drehmoment das ideale Einstiegsmodell in der SL-Reihe. Und sein Durchschnittsverbrauch ist mit 9,4 Litern pro 100 Kilometern in dieser Roadsterklasse konkurrenzlos." Der drei Liter große Sechszylinder des 280 ist bei dem 1,8 Tonnen schweren SL beileibe keine Glanzbesetzung - aber immer noch alles andere als eine Luftnummer. Mit dem Spurt von 0 auf 100 km/h in 7,8 Sekunden geht es ebenso zügig zur Sache wie mit einer Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h. Einzig bei höheren Drehzahlen oder beim zügigen Landstraßenritt wünscht man sich ein Plus an Zylindern, Hubraum und Leistung.

Diese Kraft gibt es satt beim Flaggschiff SL 600, der mit 380 kW/517 PS und grandiosen 830 Nm Drehmoment das obere Ende der SL-Palette darstellt. Nicht, dass man die bullige Leistung des Doppelturboladers jemals real ausnutzen könnte. Dafür ist bereits der 388 PS starke SL 500 zu sportlich und zu perfekt geraten. Doch für alle, die auf unvergleichliche Art und Weise einmal in weichstes Leder gepresst werden möchten ohne dabei jemals in Bedrängnis zu geraten – allen denen sei der Zwölfzylinder empfohlen. Der SL kann jedoch mit keiner noch so starken Motorisierung darüber hinwegtäuschen, dass er niemals ein echter Sportwagen sein wird. Auch die neue Direktlenkung macht den eleganten Hecktriebler nicht zum Kurvenräuber. Wer mit einem SL rast, hat das Leben, das Universum und den ganzen Rest sowieso nicht verstanden. In einem SL kann man gewundene Küstenstraßen genießen und zelebriert das Flanieren an der Croisette. Zum Protzen und Poltern sind andere da.

Auch die unverändert überzeugende Abstimmung von Federn und Dämpfer sowie die Fahrwerksregelung "Active Body Control", der 2,56 Meter lange Radstand und der auf Wunsch brachiale Vortrieb erheben einen SL nicht aus der Reihe der Gleiter. Dass sich das vollelektrische Dach nach wie vor nur im Stand bedienen lässt, ist eines der wenigen Makel, die auch dem SL des Modelljahres 2008 anhaften. Der Innenraum präsentiert sich eine Spur aufgeräumter und chicer als bisher. Nur am Rande sei erwähnt, dass der neue SL nun auch den beliebten Genickwärmer namens Airscarf aus dem kleinen SLK bekommen hat. Die Bedienung der Klimatisierung sowie die Digitaluhr im Radioweckerdesign der frühen 80er Jahre führen einem letztlich doch vor Augen, dass es sich beim aktulisierten SL nur um eine Modellpflege gehandelt hat.

Das gilt auch für den äußeren Schein. Die neue, deutlich breitere und muskulösere Front mit dem kraftvollen Kühler und den leicht sichelförmigen Leuchten lassen zunächst ein komplett neues Fahrzeug vermuten. Zu wenig hat sich dagegen am Heck getan, wo die organische Gestaltung von Rückleuchten und Heckklappe dem Vorgänger wie aus dem zweiten Gesicht geschnitten ist. Das Privileg, einen Mercedes sein Eigen zu nennen, war noch nie ein preiswertes Vergnügen. Bereits die erste Generation des W198 war hochexklusiv und auch seinerzeit schon astronomisch teuer. In den Zeiten des Massenleasings interessiert der reale Kaufpreis jedoch nur noch wenige SL-Kunden. So kostet der Einstieg in die SL-Welt für den neuen 280er exakt 79.968 Euro – das sind mindestens 1062 Euro Leasinggebühren pro Monat. Die Ausstattung ist mit elektrischen Teilledersitzen, Xenonlicht, Klimaautomatik, Tempomat und 17-Zoll-Alufelgen weniger als dürftig. Wer sich nicht für den mindestens 146.846 Euro teuren SL 600 entscheidet, muss für sinnvolle Extras wie Sitzklimatisierung, Navigationssystem, Airscarf oder ein Hifi-System von Harman Kardon tief in der langen Liste mit den teuren Extras stöbern und drückt so selbst den Basis-SL in Richtung 100.000-Euro-Marke. Und wem der SL 600 auch noch nicht reicht: AMG, erfolgreiche Sportabteilung aus Affalterbach, bietet mit dem SL 63 AMG und dem SL 65 AMG noch mehr Exklusivität und noch mehr Sportlichkeit auf Wunsch - für mehr als 220.000 Euro. Auch das ist eben die Welt des SL.

Quelle: Autoplenum, 2008-03-14

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