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Testbericht

Wolfgang Hörner, 13. November 2014
Der Fiat 500 wächst. Aus der italienischen Knutschkugel ist ein kleiner SUV geworden - mit allem was dazu gehört: vier Türen, mehr Bodenfreiheit und auf Wunsch sogar mit Allradantrieb.

Mini hat es vor einigen Jahren erfolgreich vorgemacht. Um das Basismodell in seinen Abmessungen wachsen zu lassen, führte man ein SUV ein. Mit seinem Crossover-Konzept ermöglichte der Countryman ein Größenwachstum, das man für einen normalen Mini kaum unvertretbar hielt - fünf Türen und Allradantrieb inklusive. Genau diesen Weg beschreitet nun auch Fiat mit dem 500. Denn nicht wenige Käufer finden ihn zwar süß und knuffig, aber im Alltag doch eine Spur zu klein.

Genau genommen haben es die Italiener sogar schon einmal versucht, den 500 wachsen zu lassen. Doch der Minivan-artige 500L bietet zwar in seiner Klasse jede Menge Platz, hat aber so viel mit dem Ur-Cinquecento gemeinsam wie Pizza mit Pasta. Zumindest in Deutschland ist er ein Ladenhüter. Der zweite Versuch sieht schon ganz anders aus, mit mehr Charme und Emotionen. "Beim 500X haben wir uns wieder stärker am ursprünglichen Design orientiert, weil viele Kunden diese Nähe wünschen", rudert Roberto Giolito, Schöpfer des aktuellen Fiat 500, zurück. Ohne Frage: Auch mit optionaler Beplankung und Unterfahrschutz und trotz Dachreling und hinterer Türen ist der 500X eindeutig als 500er zu erkennen. Daran ändern auch die neuen Maße nichts. Immerhin wurde er im Vergleich zum kleinen 500 fast einen dreiviertel Meter länger und hat 27 mehr Zentimeter mehr Radstand. Die erste, vielleicht sogar wichtigste Mission, erfüllt der "X": Er ist als Cinquecento zu erkennen.

Bei der zweiten wird es schon schwieriger. Vier Türen bedeuten mehr Platz. Den bietet der 500X im Vergleich zum Basismodell auch. Besonders die Kopffreiheit im Fond ist ordentlich. Rund um die Knie wird es indes schon knapper, vor allem wenn vorne jemand sitzt und sich nicht zusammenkauert. Auch der Kofferraum ist allenfalls Mittelmaß: Mit 350 Litern ohne Ladeboden und Reserverad sorgt er bei der Konkurrenz nicht gerade für Schrecken. Autos mit kantigerem Design fassen deutlich mehr. Aber der 500X macht dafür "bella figura". Auf den Alltag übertragen heißt das: Kinder in die Schule oder Picknick-Sachen in die Waldhütte ja, Großeinkäufe im Baumarkt oder Kurzurlaube eher nein.

Die dritte Mission mag für viele Interessenten eher theoretischer Natur sein: die Schlechtwegetauglichkeit. Denn von echten Offroad-Eigenschaften zu sprechen wäre in diesem Segment wirklich übertrieben. Das trifft genauso auch auf die Konkurrenz von Nissan oder Opel zu. Doch wer einen SUV-Look vorgibt, sollte wenigstens nicht beim Rangieren auf dem Waldparkplatz oder bei der Anfahrt zum Skigebiet hängen bleiben. Bei Fiat ist man sich allerdings durchaus bewusst, dass bestenfalls 80 Prozent aller Käufer einen 500X mit Allradantrieb kaufen werden. Wer sich mit dem Frontantrieb zufrieden gibt, kommt auf jeden Fall billiger weg, schließlich startet der "X" hier bereits bei 16.950 Euro.

Für Feldwege Co. wird das reichen. Wer indes etwas mehr möchte, ohne gleich kostspielige 4x4-Technik erwerben zu müssen, stattet seinen 500X mit dem Cross-Paket aus. Er enthält zum einen eine rustikale Optik mit geändertem Stoßfänger und Unterfahrschutz, womit gleichzeitig auch bessere Böschungs- und Rampenwinkel einhergehen; zum anderen gehört zur Cross-Version auch ein neues Antischlupf-System, mit dem das Antriebsmoment bedarfsgerecht zwischen linkem und rechtem Rad verteilt wird - ähnlich wie bei einem Sperrdifferenzial.

Die höchste Stufe ist auch die teuerste. Wer Allradtechnik im 500X haben will, zahlt mindestens 31.400 Euro - einschließlich 140-PS-Multijet-Diesel, 9-Gang-Automatik und Cross-Ausführung. Das Antischlupf-System erfüllt hier allerdings noch eine andere Aufgabe und verteilt zusätzlich die Kraft zwischen vorne und hinten und entkoppelt sogar die Hinterachse auf normalen Straßen ganz. Um wirklich optimal auf losem oder glattem Untergrund unterwegs zu sein, wählt der Fahrer per Kontrollschalter "Traction" aus. In der Folge passen sich nicht nur alle Antriebsparameter an die "Offroad-Bedingungen" an, sondern ein kleines Display in den Instrumenten informiert den Fahrer, wohin die Kraft gerade fließt. Und glaubt man dem System, dann ist der 500X ein Meister seines Fachs, was sich auch beim Fahren im leichten und mittelschweren Gelände bemerkbar macht.

Ganz überraschend ist das ordentliche Abschneiden aber nicht: Der 500X basiert technisch auf dem neuen Jeep Renegade, der im gleichen süditalienischen Werk wie der Fiat entsteht. Nur einigen weiteren konstruktiven Merkmalen ist es zu verdanken, dass der Italo-Amerikaner die Nase im Gelände vorne hat.

Bleibt die vierte und letzte Mission zu erfüllen: der X-Fakor, das Besondere, das Anziehende. Und da zieht Fiat alle Register, um einer jungen - und damit eher Fiat-typische - Kundschaft zu gefallen. An vorderster Front steht das Infotainmentsystem, das von Streaming-Diensten bis zur Bedienung von Apps alles ermöglicht. Das Musiksystem BeatsAudio wird zwar bei vielen Kunden nur Schulterzucken erzeugen, doch ist bei der jungen Generation "Beats By Dr Dre" mindestens so kultig wie der Cinquecento selbst. Selbst ein üppiges, wenn auch überwiegend aufpreispflichtiges Menü an Fahrerassistenzsystemen fährt Fiat auf. Maßstäbe setzen Spurhalte- und Totwinkelassistent sowie ein Auffahrwarnsystem, das automatisch abbremst - allesamt Fiat-Neuheiten. Vielleicht sogar wichtigere, als der Crossover selbst.
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2014-11-13

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