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Testbericht

Sebastian Viehmann, 20. Juni 2008
Eine deutsche Marke nimmt in Anspruch, Autos fürs Volk zu bauen. Tatsächlich aber sichert Dacia für 7500 Euro die automobile Grundversorgung. Wer nicht nackt auf die Straße will, sollte allerdings etwas mehr einplanen.

Rumänien ist bei der Fußball-EM nicht mehr dabei. Doch ein Erzeugnis des Landes könnte Europa bald im Sturm erobern: Der Sandero rennt völlig ungehindert Richtung Tor. Denn die anderen Hersteller finden einfach nicht ins Spiel, wie es Günter Netzer wohl formulieren würde. Für eine Kompaktlimousine mit vier Türen, einem guten Platzangebot und ordentlichem Kofferraum rufen die Rumänen eine Summe auf, für die es bei der Konkurrenz vielleicht große Augen, aber kein vergleichbares Auto gibt. Und den spröden Stufenheck-Charme des Logan lässt der zeitgemäß gestylte und dabei übersichtliche Sandero schnell vergessen.

Das Cockpit zeigt ein paar Verbesserungen im Vergleich zum Logan - etwa richtige Türgriffe statt Griffmulden in den Vordertüren und ein bisschen mehr Zierrat im Chrom-Look. Bei einem Billigauto wird beim konstruktiven Aufwand natürlich an vielen Ecken gespart – die elektrische Spiegelverstellung zum Beispiel muss man unter der Handbremse suchen, die Fensterheber am Armaturenbrett - aber immerhin: Man muss nicht kurbeln. Und die Verarbeitung wirkt sauber, eine Basisversorgung mit Ablagen samt großem Handschuhfach ist auch vorhanden. Einen dicken Minuspunkt verdienen die Sitze. Sie sind zu weich, die Auflage ist zu kurz und der Seitenhalt ist bescheiden. Dafür piept der Sandero nicht mehr wie ein Mofa, wenn man den Blinker setzt. Das unschöne Geräusch aus dem Logan wich einem normalen Klick-Ton.

Hat man diese Punkte abgehakt, bleibt genau das übrig, was versprochen wird: Viel Auto für wenig Geld. Das Platzangebot ist gut und reicht auch im Fond Erwachsenen völlig aus. Der Kofferraum ist mit 320 Litern kleiner als beim Stufenheck Logan (510 Liter). Doch im Sandero kann man den Stauraum durch Umlegen der Rücksitze auf 1200 Liter erweitern. Das sind nur 105 Liter weniger als beim Golf. Die Detaillösungen im Sandero sind einfach, aber effizient: Verbandkasten, Warndreieck und die Box mit Ersatzbirnen und Sicherungen finden zum Beispiel in einer Tasche Platz, die per Klettverschluss an der Seitenabdeckung des Kofferraums haftet.

Das Motorenangebot entspricht dem des Logan. Die Basis hat einen 1,4-Liter Benziner mit 75 PS an Bord, darüber rangiert nur der 1.6 mit 87 PS. Dieselmotoren (68 und 86 PS) kommen später. Der Basis-Benziner freut sich über Drehzahlen und gibt sich zäh. Er treibt das mit 1,1 Tonnen vergleichsweise leichte Auto in immerhin 13 Sekunden auf 100 km/h. Der 87 PS-Benziner schafft die Distanz in 11,5 Sekunden - doch trotz Leistungs- und Hubraumplus ist zwischen den beiden Aggregaten kein wesentlicher Unterschied zu bemerken. Den Durchschnittsverbrauch der Motoren gibt Dacia mit 7 bzw. 7,2 Litern pro 100 Kilometer an. Kräftigere Motoren sind in naher Zukunft kaum zu erwarten, schon allein deshalb, weil der leistungshungrige deutsche Markt nur einer von weltweit 59 Logan-Märkten ist - und bei weitem nicht der wichtigste. Der Einsatz des 100 PS starken 1,2-Liter Turbomotors aus dem Renault-Regal wäre im Sandero sicher eine reizvolle Kombination, würde aber wohl nach Scheinbremsen rundum verlangen statt Scheiben nur vorn und Trommeln hinten.

Die Sicherheitsausstattung des Sandero umfasst ABS, Bremsassistent und bis zu vier Airbags. Beim Thema ESP bleibt Dacia hart: Gibt’s nicht, basta.

Allerdings hat man im Sandero selbst bei zackiger Fahrweise nie das Gefühl, dass man ohne elektronischen Schleuderschutz dem Untergang geweiht wäre. Im Grenzbereich bleibt der Wagen gutmütig und beherrschbar. Der Fahrkomfort stimmt, und eine belastbare Verbundlenker-Hinterachse mit Schraubenfedern ist auch bei vielen Konkurrenten noch das Mittel der Wahl. Unter der Hand geben die Dacia-Leute zu, dass man durchaus am ESP arbeite – allerdings nur als Vorsorge, falls das System irgendwann in Europa verpflichtend eingeführt wird.

Die automobile Grundsicherung ist ab 7500 Euro (Basismodell Sandero mit 75 PS-Benziner) zu haben. Damit dürften sich allerdings die wenigsten zufrieden geben, denn es sind weder Servolenkung noch höhenverstellbare Gurte oder Zentralverriegelung an Bord. All das gibt es im "Ambiance" für 8500 Euro – immer noch ein unschlagbarer Preis. Den 87 PS-Benziner gibt es in Verbindung mit der Top-Ausstattung "Lauréate" ab 10.000 Euro. Dafür bekommt man unter anderem Seitenairbags, Nebelscheinwerfer, eine geteilt umklappbare Rückbank, Bordcomputer, E-Fenster und elektrische Außenspiegel sowie ein paar optische Verschönerungen.

Wenn man alle lieferbaren Extras für den Lauréate bestellt (zum Beispiel CD-Radio und Klimaanlage im Paket für 1250 Euro), ist zwar nur das an Bord, was viele Mittelklassewagen schon in der Basisausstattung bieten. Doch für den teuersten Sandero zahlt man nur 12.450 Euro und hat drei Jahre (oder bis 100.000 Kilometer Laufleistung) Garantie.

Quelle: Autoplenum, 2008-06-20

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