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Testbericht

Jürgen Wolff, 15. April 2010
Mit dem Duster erweitert Renaults Tochtermarke Dacia ihre Modellpalette nun um einen bullig designten SUV. Wer zum Billig-Preis auch ein Billig-Auto erwartet, sieht sich angenehm enttäuscht.

Dass Dacia zur Vorstellung des Duster ausgerechnet Marokko gewählt hat und nicht - zum Beispiel - die Eifel oder Norditalien, dürfte nicht nur an der Sonnengarantie für die Fotografen und TV-Teams gelegen haben. Die Renault-Tochter wollte in dem Wüstenstaat von Anfang klar machen: Der neue Dacia ist nicht etwa ein verkleideter Sandero, sondern ein richtiger SUV mit Straßen- und durchaus beachtlichen Offroad-Qualitäten. Zwar hat sich die rumänische Billigmarke längst vom anfänglichen Rammschimage emanzipiert und ist spätestens seit Einführung des Logan Kombi und erst recht seit der des Sandero nicht nur salonfähig, sondern Ausdruck automobiler Vernunft geworden. Und eine Erfolgsgeschichte. Mittlerweile hat Dacia unter dem eigenen Logo in weltweit 80 Ländern 1,2 Millionen Fahrzeuge verkauft, gut 83.000 davon in Deutschland. Und in diversen Dauertests und Pannenrankings haben die Dacia vermeintliche Qualitätsanbieter auf die Ränge verwiesen. Aber ein SUV? Zum Billigpreis? Aus der Walachei? Kann das was werden? Es kann nicht nur - es ist. Und nicht nur unmittelbare Konkurrenten wie Skodas Yeti, der Terios von Daihatsu oder der Suzuki SX4 werden es gegen ihn schwer haben.

Auch der Duster wird im realen Leben wie die meisten SUV kaum jemals wirklich abseits asphaltierter Straßen über Schotterpisten holpern oder durch Schlammlöcher pflügen. Aber er könnte, wenn sein Besitzer es wollte. Und dieses Wissen zählt. Neben den anderen Bequemlichkeiten der SUV-Karosserieform. Bei kompakten Außenmaßen (4,31 Meter Länge, 1,82 Meter Breite) bietet der Duster einen relativ üppigen Innenraum. Auch große Passagiere haben keine Platzprobleme - weder vorne noch hinten. Der Fahrersitz lässt sich weit nach hinten schieben, das Lenkrad ist gegen Aufpreis in der Höhe verstellbar. Genügend Ellenbogen- und Kopffreiheit verstärken den großzügigen Raumeindruck noch. Als Kofferraumvolumen gibt Dacia bei der Version mit Frontantrieb mindestens 475 Liter an. Wer die - optional teilbare - Rückbank zusammenklappt, der schafft 1604 Liter. Der Konkurrent Suzuki SX4 etwa schafft gerade mal zwischen 270 und 1045 Liter, der Yeti 405 bis 1760 Liter. Der Ein- und Ausstieg in den Duster ist SUV-konform bequem. Und innen kann man sich durchaus wohlfühlen. Mochte man beim Logan noch zweifeln, ob das, was sich dem Auge bietet, unter den Oberbegriff Design fällt - beim Duster gibt es diesen Zweifel nicht. Die Außenfarbe wird im Innenraum im Wechsel mit schwarzen Plastikflächen wieder aufgenommen, Lüftungsöffnungen, Bordinstrumente und der Rest wirken durchaus geschmackvoll. Die Instrumentierung ist übersichtlich, alles leicht und sinnfällig zu bedienen. Selbst die Allradoptionen in den 4x4-Modellen lassen sich einfach über einen Drehschalter einstellen. Die Sitze sind bequem und wem das 600 Euro Aufpreis wert ist, der kann sogar Ledersitze und -lenkrad ordern.

Nur mäßig überzeugen kann die Wertigkeit der Materialien: Dünnes Hartplastik am Armaturenbrett und für gewöhnlich schwer sauber zu haltender Nadelfilz für den Dachhimmel. Auch die Laderaum-Abdeckung erscheint ziemlich fummelig und macht nicht gerade einen robusten Eindruck. Irgendwo muss der Einstiegspreis von 11.900 Euro nun mal zusammengespart werden. Weniger dem Sparwillen denn purer Vergesslichkeit der Innenraumdesigner dürfte ein anderes Manko geschuldet sein: Das ziemlich vollständige Fehlen von Ablagen. Der Duster hat gerade mal Handschuhfach, Türablagen und zwei Halter für Standard-Getränkedosen. Damit sind die Kritikpunkte am neuen Duster aber praktisch auch schon durch. Wie bei der Konkurrenz gibt es ihn vernünftigerweise als Allradler oder als etwas verbrauchsgünstigeren Fronttriebler. Schon der ist nicht zuletzt dank seiner Bodenfreiheit von 20,5 Zentimeter gut tauglich für einfaches Gelände und holprige Schotterpisten. Vollends zum Geländegänger wird der Duster als Allradler und dann mit einer Bodenfreiheit von 21 cm sowie einem 6-Gang-Getriebe, dessen erster Gang besonders kurz übersetzt ist. Mit diesem Trick simuliert Dacia weitgehend den Effekt einer teuren Downhill-Elektronik: Bergab einfach ersten Gang einlegen und Fuß von der Bremse nehmen - die Bremswirkung des Motors sorgt für einen gemächlichen und beherrschbaren Abstieg.

Auch die Offroadwerte zeigen schon, dass der Duster im Gelände kein Fake ist. Der Rampenwinkel von 23º etwa entspricht dem des Jeep Wrangler. Die Böschungswinkel vorne (30º) und hinten (36º) sind nahezu gleich wie beim Land Rover Freelander - beides ausgewiesene Geländewagen. Wer den 4x4-Duster durch den Offroad-Parcours kriechen lässt, merkt beim Auf und Ab auch schnell, dass die auf der Plattform des Sandero basierende Karosserie eine hohe Verwindungssteifigkeit aufweist. Selbst wenn der Duster in engen Kurven mit Abwärtstrend brav das hintere Rad hebt wie ein Hund an seinem Stamm-Baum, ist praktisch keinerlei Knarzen zu vernehmen. Der Allradantrieb des Duster stammt aus dem Nissan Qashqai und ist für den Dacia noch einmal optimiert worden. Im Auto-Modus fährt der Duster unter normaler Traktion mit reinem Frontantrieb. Lässt die Traktion zum Beispiel auf verschneiter Straße nach, schickt die elektromagnetische Kupplung variabel bis zu 50% der Antriebsenergie an die Hinterachse. Abseits der Straße lässt sich die Kraftverteilung bis zu einem Tempo von 60 km/h auch fest auf 50:50 einstellen. Und als dritten Modus kann man im Duster auch gleich den reinen Frontantrieb fixieren. Auf Asphalt erweist sich das vom Logan übernommene, aber ebenfalls überarbeitete Fahrwerk als erstaunlich komfortabel. Unebenheiten werden geduldig weggeschluckt. Dabei ist die Federung dennoch fast schon sportlich straff. Auch auf Schotterpisten macht sich die geduldige Federung angenehm bemerkbar.

Auf den Markt kommt der Dacia Duster mit einem Benzinmotor und zwei Dieseltriebwerken zur Auswahl. Der Benziner mit 1,6 Litern Hubraum leistet 77 kW/105 PS und ein Drehmoment von 148 Nm. Den 1,5-Liter-Common-Rail-Diesel gibt es ab November mit 63 kW/86 PS und 200 Nm sowie zum Verkaufsstart Mitte März mit 81 kW/110 PS im 4x4 oder 79 kW/107 PS in der frontgetriebenen Version. Obwohl der Duster je nach Ausführung nur zwischen 1,2 und 1,37 Tonnen auf die Waage bringt, ist er mit dem Benziner etwas behäbig unterwegs. Die bessere Wahl ist der 110-PS-Diesel. Er treibt den Dacia fast schon spritzig voran. Im Gelände lässt sich der Diesel präzise übers Gaspedal dosieren und auf der Straße sorgt er für stressfreies Überholen und einen guten Antritt am Berg. Auch der Verbrauch des Diesel ist moderat: Die 4x2-Version kommt laut Herstellerangabe mit im Schnitt 5,3 Liter auf 100 km aus, der 4x4 schluckt demnach 5,6 Liter. Der große Diesel verfügt zudem serienmäßig über ein Rußfilter, ESP und schafft Euro-5. Das alles ist zwar nicht ebenso billig zu haben, wie ein Logan oder Sandero - aber im SUV-Segment so konkurrenzlos preiswert, wie man es von Dacia erwartet. In der günstigsten Basisversion (Benziner, Frontantrieb) ist man bereits ab 11.900 Euro dabei. Den allradgetriebenen 110-PS-Diesel gibt es ab 17.200 Euro - dann aber auch schon Serienmäßig unter anderem mit Funk-Zentralverriegelung, Dachreling, elektrischen Fensterhebern, Nebelscheinwerfern, Bordcomputer, elektrisch einstellbaren Außenspiegeln und mehr. Und die Konkurrenz? Der Daihatsu Terios beginnt bei 16.490 Euro, Suzuki will für den SX4 mindestens 15.900 Euro und ruft selbst den Jimny erst ab 14.600 Euro auf. Und für den Škoda Yeti werden mindestens 17.990 Euro fällig.

Quelle: Autoplenum, 2010-04-15

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