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Testbericht

Stefan Grundhoff, 15. Oktober 2011
Alle zehn Jahre steigt ein neuer Sternen-Roadster auf die Erde hinab. Im nächsten Frühjahr ist es wieder soweit. Derzeit laufen die letzten Erprobungsfahrten des Mercedes SL. Wir waren dabei.

Auch wenn das SLS-Doppel aus Flügeltürer und Roadster mittlerweile der Star unter den Mercedes-Sportwagen ist: Wenn die Stuttgarter einen neuen SL in die automobile Welt entlassen, stehen die Räder für einen kurzen Moment still. Der Mercedes SL ist seit einem halben Jahrhundert eine Legende unter den Sportwagen. Offen, luxuriös, elitär und leistungsstark hat er seit Jahrzehnten kaum einen echten Konkurrenten. Die einen sind sportlicher, die anderen bieten vier Sitzplätze und wieder andere sind Spartenmodelle von Kleinserienherstellern. So hat es jeder SL bislang in die Geschichtsbücher geschafft. Den Anfang machte einst der legendäre 300 SL der Baureihe W 198, dem die Versionen W 121 und W 113 folgten. Nach dem kam der Dauerläufer R 107, der von 1971 bis 1989 gebaut wurde, sowie der mächtige R 129 und der betont komfortable R 230, der 2003 vorgestellt wurde.

Keine leichte Aufgabe für Chefentwickler Jürgen Weissinger, der der neuen SL-Generation seinen Stempel aufgedrückt hat. „Luxus und Komfort gehen auch beim neuen Mercedes SL über alles“, unterstreicht Weissinger, „der SL ist eine S-Klasse, nur eben als offener Zweisitzer.“ Vor knapp sieben Jahren haben die Planungen für den neuen Mercedes SL begonnen. Die letzten vier Jahre arbeitete das Daimler-Team mit Hochdruck an dem Nachfolgemodell des R 230. Das Lastenheft war gigantisch. Der Neue sollte komfortabler, sportlicher und dynamischer werden; zudem deutlich abspecken und jeden Luxus bieten. Immer wieder war dem Mercedes-Roadster vorgeworfen worden, dass er nicht sportlich genug sein. Bei der ersten Ausfahrt mit Jürgen Weissinger am Steuer zeigt der Nachfolger ganz neue Qualitäten.

Weissinger ist an diesem Morgen auf Erprobungstour mit einem stark getarnten Prototypen auf der Schwäbischen Alb unterwegs. Das Wetter ist typisch herbstlich. Bei regnerischen Temperaturen kaum über dem Gefrierpunkt und rutschiger Fahrbahn hält sich der Entwicklungsleiter nach eigenen Aussagen zurück. Wie ein schwarzer Sternenkrieger aus einer fernen Galaxie wirkt der düster beplankte SL als er durch namenlose kleine Ortschaften schwebt. Auf den kurvigen Landstraßen hinter den Ortsausgangsschildern zeigt der Zweisitzer seine neu anerzogene Dynamik. „Der SL liegt auf der Straße wie ein Brett. Er ist dynamisch wie noch nie und trotzdem ungemein komfortabel“, lächelt Weissinger und steuert den Boliden betont lässig über die grüne Alb, die schon schönere Tage gesehen hat.

Unter der langen Motorhaube bollert ein 4,7 Liter großer V8-Doppelturbo, der unter anderem CLS und S-Klasse zu Bestleistungen treibt. Der Mercedes SL 500 wird auch beim neuen Modell die erwartete Volumenversion sein. „Wir haben Sechs-, Acht- und auch Zwölfzylinder im Angebot“, sagt Weissinger kurz und knapp. Endlich einmal ein Fahrzeug aus dem Hause Daimler, dem der 2,2 Liter große Commonrail-Diesel OM 651 erspart bleibt. Der hatte zuletzt sogar wenig imageträchtig in ML und S-Klasse Einzug gehalten. Doch ein Diesel scheint beim neuen SL erstmals nicht ausgeschlossen. „Technisch möglich wäre er“, hält sich Jürgen Weissinger zurück. Deutlich mehr überrascht, dass eine Allradversion trotz der großen Kundenbedeutung für den US-Markt nach wie vor außen vor bleibt.

Wenn der neue Mercedes SL auf der Detroit Motorshow Anfang Januar 2011 seine offizielle Weltpremiere feiert, werden erst einmal nur Benziner mit sechs und acht Zylindern verfügbar sein. Der neue V12 kommt ebenso mit Verzögerung wie die AMG-Sportversionen und der Sechszylinder-Diesel. Die Modelle verfügen über eine Siebengang-Automatik mit Start-Stopp-System, alle erdenklichen Assistenzsysteme und eine ebenso leichte wie hoch steife Aluminium-Karosserie. Die sorgt dafür, dass der SL im Vergleich zum Vorgänger trotz mehr Ausstattung um bis zu 150 Kilogramm abgespeckt hat. Das Skyview-Dach ist eng mit dem des jüngst vorgestellten SLK verwandt. Dickes Manko: nach wie vor lässt sich das vollelektrische Klappdach nur im Stand bedienen. Und 19 Sekunden können bei einem regnerischen Ampelstopp sehr lang werden. Es sind neben dem wärmenden Nackenfön zwei Windschotts verfügbar – eines sogar elektrisch bedienbar.

Wie es sich für einen Mercedes SL gehört, ist auch das neue Modell mit Hightech vollgestopft. Neben dem sich auf Knopfdruck verdunkelnden Dachhimmel gibt das volle Paket Assistenzsysteme, LED-Scheinwerfer, klimatisierte Sitze und die verbesserte Version der Wankstabilisierung Active Body Control, die sich besonders bei schnell durchfahrenen Kurven positiv bemerkbar macht. Ohne großes auf und ab durchpflügt der neue SL die bisweilen zickigen Kurven der Schwäbischen Alb. Fast genauso viel Freude bereitet Weissinger nur der Verbrauch des neuen Mercedes SL. Der 435 PS starke SL 500 soll sich mit deutlich weniger als zehn Litern zufrieden geben. Bei den Preisen wird es hingegen keine große Zurückhaltung geben. Wenn die neue Generation auf der NAIAS 2012 ihre Weltpremiere feiert, dürfte es zum aktuellen Modell einen Nachschlag geben. Unter 85.000 Euro Basispreis dürfte selbst für den kleinen Sechszylinder nicht viel zu machen sein.

Quelle: Autoplenum, 2011-10-15

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