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Testbericht

Peter Maahn/SP-X, 19. Juni 2016

Vor den Hotel-Palästen der koreanischen Hauptstadt Seoul stehen sie auf abgekordelten Parkplätzen, sind stets pechschwarz und haben Chauffeure mit schneeweißen Handschuhen. Die großen Mercedes S-Klassen, die 7er von BMW oder auch mal ein Porsche Panamera. Dazwischen immer wieder ein nagelneuer Genesis, wie die Edelmarke von Hyundai mittelweile heißt. Und dann steht da noch eine S-Klasse, ohne Stern dafür mit einem geflügelten Logo, das die Schwingen eines mächtigen Drachen symbolisiert.

Ein heimliches Sondermodell aus Stuttgart für wohlhabende Kunden in Südkorea? Keineswegs. Mercedes hat zwar mitgeholfen, doch der schwarze Riese wird von Ssangyong gebaut, der kleinen Firma, die inzwischen dem indischen Konzern Mahindra gehört. Die Baureihe Chairman ist seit gut 25 Jahren in Korea das Maß aller einheimischen Dinge. Damals war Mercedes an Ssangyong beteiligt, lieferte nicht nur Motoren und Getriebe, sondern auch weitere Technik aus der damaligen E-Klasse. Das deutsche Engagement ist längst Vergangenheit, die Gen-Spenden wirken noch heute.

Das neueste Modell des Chairman trägt den Zusatz „Kaiser“ und verrät alleine damit, welche betuchten Kunden als Zielgruppe im Visier sind. Zwar gibt es in Korea seit 1910 keine Monarchie mehr, aber die Top-Manager von heute verfügen über eine ähnliche Machtfülle. Wie zum Beispiel Choi Johng-sik, der Chef von Ssangyong. Selbstlos stellte er seinen 5,14 Meter langen Dienstwagen europäischen Besuchern zur Testfahrt zur Verfügung. Immerhin markiert der Chairman Kaiser mit jährlich 1.500 gebauten Exemplaren fast ein Zehntel der Ssangyong Gesamtproduktion. Natürlich ist der Chairman vom Präsidenten ein ganz besonderer. Unter seiner Haube werkelt ein guter Bekannter aus früheren S-Klasse-Zeiten. Der Fünfliter-Achtzylinder leistet 225 kW/306 PS und ist aus dem S 500 der Baureihe W 220, die bis 2005 gebaut wurde, gut bekannt. Auch die Siebengang-Automatik stammt aus Stuttgart.

Wegen des auch für VIP-Fahrer geltenden strengen koreanischen Tempolimits von zumeist 110 km/h spielt der Motor eine Nebenrolle. Es kommt auf die inneren Werte an, die ein edles Ambiente vermitteln. Gekühlte Sitze aus feinstem Leder, viel Beinfreiheit auf Einzelsesseln im Fond, dank Doppelverglasung bleibt der Lärm der 20-Millionen-Metropole außen vor. Die feine Verarbeitung mit gesteppten Nähten, handgefertigten Applikationen an Armaturenbrett und Türen und die zahlreichen Verstellmöglichkeiten sorgen für die dem Preis angemessene Ehrfurcht. Schließlich steht das „W“ in der Modellbezeichnung für „World Class“. Mit den Monitoren vorn und hinten kann man sich auf Wunsch in eines der zahlreichen TV-Programme einwählen oder das Navi nutzen, das dann vielleicht einen Weg aus dem Dauerstau von Seoul weist.

Bei der kurzen Testfahrt auf der Einfahrbahn der Ssangyong-Fabrik bei Seoul zeigt sich aber recht schnell, dass der 2,5 Tonnen schwere Kaiser durchaus mehr Pferde unter der Haube vertragen könnte. Das dürfte vor allem für das Spitzenmodell, den auf 5,44 Meter verlängerten Chairman gelten, der dann nochmal gut 100 Kilogramm mehr wiegt. Spurtkraft und Temperament des Korea-Riesen entsprechen sicher nicht europäischen Maßstäben. Die von Continental gelieferte Luftfederung für die Hinterachse dagegen bügelt Unebenheiten souverän weg, hält die Seitenneigung in flott durchquerten Kurven in vertretbaren Grenzen. Die Lenkung ist für den heute üblichen Geschmack zu schwammig und erfordert trotzdem aufwendige Arbeit am Volant.

Sei´s drum – in diesem Auto fährt man nicht, man wird gefahren, die Handarbeit am Lenkrad leistet schließlich der Chauffeur. Der dann auch auf einige der modernen Assistenzsysteme vertrauen kann, die im Ssangyong-Stall derzeit eben nur der Chairman zu bieten hat. Dazu gehören Front- und Heckkamera oder auch Abstandsradar. Hinzu kommen HID-Scheinwerfer, elektrisch zuziehende Türen, eine besonders edle Audio-Anlage oder auch die verstellbare Pedalerie. Alles Segnungen, die man auch aus Luxuslimousinen der europäischen Luxuslimousinen kennt. Doch obwohl der Chairman deutlich günstiger zu erstehen wäre, wählen die Reichen und Mächtigen lieber die Originale aus Europa. Acht von zehn Luxuslimousinen in Südkorea sind per Schiff aus Europa ins Land gekommen.

Dennoch will sich Präsident Choi Johng-sik auch weiterhin den Luxus seines „Kaisers“ leisten. Er denkt aber offen darüber nach, einen möglichen Nachfolger nicht mehr in die klassische Limousinen-Form zu kleiden. „Es ist vorstellbar, dass ein kommender Chairman ein Edel-SUV wird“, sagt der frühere Hyundai-Manager. Der könnte dann durchaus auch in anderen Ländern angeboten werden. Schließlich bezeichnet sich Ssangyong als die „respektierteste und innovativste Automarke Koreas“. Eine Aussage, gegen die die Anwälte von Hyundai oder Kia bisher nicht vor Gericht gezogen sind.

Ssangyong Chairman W Kaiser V8 5000 – Technische Daten:
Viertürige Limousine mit vier bzw. fünf Sitzen, Länge: 5,14 Meter, Breite (ohne Außenspiegel): 1,90 Meter, Höhe: 1,50 Meter
5,0-Liter-Achtzylinder-Benziner, 225 kW/306 PS, maximales Drehmoment: 441Nm bei 4.000 U/min, Siebengang-Automatik, Heckantrieb, Vmax: 245 km/h, 0-100 km/h: k.A, Verbrauch: k.A.
Grundpreis: ab umgerechnet ca. 70.000 Euro, Langversion (5,44 Meter) ab 85.640 Euro

Ein Luxusauto mit dem deutschen Namen „Kaiser“. So was gibt’s und zwar im fernen Südkorea. Der Viertürer im S-Klasse-Format stammt von Ssangyong, die bei uns für ihre SUV-Modelle bekannt sind. Wir sind das Top-Modell der Marke mit der Bezeichnung Chairman W Kaiser V8 5000 im Heimatland gefahren werden. Es wurde auch ein Ausflug in ein Stück Stuttgarter Vergangenheit.

Fazit
Ein Luxusauto mit dem deutschen Namen „Kaiser“. So was gibt’s und zwar im fernen Südkorea. Der Viertürer im S-Klasse-Format stammt von Ssangyong, die bei uns für ihre SUV-Modelle bekannt sind. Wir sind das Top-Modell der Marke mit der Bezeichnung Chairman W Kaiser V8 5000 im Heimatland gefahren werden. Es wurde auch ein Ausflug in ein Stück Stuttgarter Vergangenheit.
Testwertung
3.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2016-06-19

Getestete Modelle
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