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Testbericht

Jürgen Wolff, 21. April 2011
China gilt als Vorzeigeland, wenn es um Elektroautos geht. Auf keiner Messe weltweit werden so viele Fahrzeuge mit alternativen Antrieben gezeigt wie in Shanghai. Aber auch im Reich der Mitte liegen Anspruch und Wirklichkeit noch weit auseinander.

Wer über die Messestände der Shanghai Autoshow schlendert, der fühlt sich nicht nur wie auf einem riesigen Rummelplatz sondern auch wie in einem grünen Utopia. Kaum ein Stand ohne Elektroauto, Hybridmodellen, Brennstoffzelle oder Plug-In-Ladesäule. Doch der Schein trügt: Wie bei den Messen in Europa rollt noch längst nicht alles auf der Straße, was als Stand der Technik angepriesen wird - das meiste ist auch hier noch Studien und Konzeptfahrzeuge, rollt im besten Fall mit limitierter Auflage in diversen Firmen- und Behördenfuhrparks. Wer nachfragt, der hört auch in Shanghai die gleiche Zeitleiste wie auf europäischen Messen: Frühestens 2012/13 sei an eine Serienfertigung zu denken.

Dabei hat China längst erkannt, dass in der Elektromobilität die Zukunft dieses riesigen Automarktes liegt. Es ist ein einfaches Rechenexempel. Über 300 Städte im Reich der Mitte haben mehr als eine Million Einwohner. Schon im vergangenen Jahr wurden dort 13,5 Millionen Autos verkauft - etwas mehr als in der gesamten Europäischen Union. Was bei solch rasanter Entwicklung droht sind vollgequalmte Innenstädte und eine immer größere Abhängigkeit von notgedrungen importiertem Öl. Außerdem kann die chinesische Automobilindustrie auf lange Sicht weltweit nur punkten, wenn sie gar nicht erst versucht, den Vorsprung der westlichen Konkurrenz bei den Verbrennungsmotoren aufzuholen, sondern gleich in die Entwicklung alternativer Antriebe einsteigt. "China wird die grünste Autonation der Welt werden", ist VW-Chef Martin Winterkorn überzeugt.

Mit dem entsprechenden Nachdruck versucht das offizielle China denn auch, diese Entwicklung in die gewollten Bahnen zu lenken. Schon im nächsten Jahr sollen dort eine halbe Million Elektroautos produziert werden, bis 2030 wollen die Chinesen bei den Elektroautos weltweit einen Marktanteil von 80 Prozent erobert haben. 11,7 Milliarden Euro investiert die chinesische Regierung binnen zehn Jahren in die ehrgeizigen Ziele und bis 2020 sollen zehn Millionen Parkplätze mit Ladesäulen bestückt werden. Im eigenen Land bekommt jeder Käufer eines Elektroautos eine staatliche Prämie von umgerechnet 6700 Euro. Dennoch leidet auch in China die erhoffte Entwicklung unter den unverhofften Schwierigkeiten des Alltags. In den Mega-Städten ist das weniger die eingeschränkte Reichweite. Doch schon die Fahrt aus dem Stadtzentrum von Shanghai hinaus zum Messegelände und vorbei an den riesigen Neubauvierteln mit ihren Wohnburgen zeigt eines der praktischen Hauptprobleme: Wo soll denn da der Strom in die Elektroautos fließen? Wo packt man vor den 40- und mehrstöckigen Hochhaustürmen die ganzen Strom-Zapfdosen hin? Und trotz der staatlichen Subventionen sind auch in China die Preise für die batteriebetriebenen Autos für viele unerschwinglich.

Doch gerade in boomenden Städten wie Shanghai wird auch deutlich: Man glaubt mehr an Chancen denn an Grenzen. Entsprechend setzen die chinesischen Autobauer mit Vehemenz auf die Stromer. BYD etwa unterzieht den Kompaktvan e6 bereits in 100 Exemplaren bei Firmen und Taxiunternehmen dem Praxistest und hat schon angekündigt, ihn auch auf den US-Markt zu exportieren. Die meisten Elektroautos, die auf der Shanghai Auto 2011 stehen, sind allerdings noch in der Planungsphase. Die großen Hersteller wie FAW, Geely oder SAIC wollen frühestens 2013 in die Großserie gehen. Oder sie zeigen Autos, deren Leistungsdaten man kaum überprüfen kann. Bei Great Wall etwa steht der aus einem Serienfahrzeug abgeleitete Kompakt-SUV Voleex C20 EV, der angeblich auf eine Reichweite von 160 Kilometer kommt.

Ansonsten sind vor allem Studien zu finden, die als Blickfang dienen. Bei ZAP ist es das in China und den USA entwickelte dreirädrige eSportauto Alias, bei Haima ein "Me" genannter Winzling, der stark an den ersten Smart erinnert. Der Icona, den es sowohl als Elektro- wie auch als Hybridmodell geben soll, fällt mehr durch seine Flügeltüren auf als durch sein Antriebskonzept, die Elektroautos von BAIC werden zusätzlich über Solarpanelen aufgeladen. Und auch die westlichen Autohersteller mögen sich dem Trend der Mitte nicht entziehen. Ford etwa stellt in Shanghai den Focus als E-Fahrzeug auf den Stand. BMW hat zusammen mit seinem chinesischen Kooperationspartner Brilliance einen 5er auf elektrisch umgestrickt. Nach Europa wird es der Bayer wohl nie schaffen: "Aus China, für China" verspricht ein Schild auf dem Messestand.

Quelle: Autoplenum, 2011-04-21

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