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Testbericht

Stefan Grundhoff, 1. Oktober 2013
Dieser Schönling ist nicht nur etwas fürs Auge. Wie herrlich Unvernunft sein kann, zeigt das BMW M6 Cabrio. Wer die 560 Pferde fliegen lässt, dem vergeht nicht nur bei offenem Dach hören und sehen.

Ein Cabrio mit 560 PS braucht niemand - wirklich niemand. Selbst wer kraftvoll, bullig oder sehr dynamisch sein will, findet viele Möglichkeiten, seinen automobilen Neigungen ohne ein festes Dach über dem Kopf zu frönen. Im Hause BMW ist ein 650i Cabrio die Bestbesetzung; die pure Lust an der Unvernunft trägt dagegen das M6-Signet am Heck. Ein Luxuscabrio für die Autobahn, um Porsche 911, Aston Martin Vanquish oder Mercedes SL zu jagen, offen wie geschlossen zu betören und die Umgebung auch bei langsamer Fahrt in seinen Bann zu ziehen. Der Klang des doppelt aufgeladenen Achtzylinders ist dabei mindestens so hintergründig wie das Design des offenen 2+2-Sitzers. Ein M6 macht nicht auf Understatement. Er hält sich zurück so gut er kann, doch wer das Gaspedal mehr als streichelt, entfacht ein brüllendes Feuerwerk, das kaum im Zaum zu halten ist.

Die breite Spur, der lange Radstand, dazu breite Walzen und einen kilometerhungrigen Fahrer: da kann nicht mehr viel passieren, außer dass der Tankwart mit der Mütze winkt, denn der Durst des BMW M6 Cabrios ist üppig. Unter 13 Litern ist in der Realität nichts zu machen. Zudem scheint BMW bei seinem doppelt aufgeladenen Achtzylinder in den M-Modellen ein Ölproblem zu haben. Auch der offene M6 zeigte nach ein paar hundert Meilen an, dass Öl nachgeschüttet werden müsse. Sein darf dies bei einem Hightech-Triebwerk nicht. Gleiches zeigten Testwagen wie ein BMW M5 oder ein M6 Gran Coupé vor Monaten. Doch der 4,4 Liter große Achtzylinder begeistert. Schade um die potenten Sauger von einst, doch wenn ein Turbomotor sich derart ins Zeug legt, dann gibt es ehrlichen Applaus.

Obschon der offene Viersitzer mit über zwei Tonnen Gewicht mächtig etwas auf den Rippen hat, trampelt er los, als ginge es um Leben oder Tod. Selbst bei warmen Temperaturen und griffigem Straßenbelag hat er Probleme, seine Leistung von 412 kW / 560 PS und 680 Nm überhaupt auf den Boden zu bekommen. Das maximale Drehmoment greift bei 1.500 Touren bereits früher denn je ins Geschehen ein und stellt seine maximale Leistung stetig bis 5.750 U/min zur Verfügung. Da strahlt der M6-Pilot. 0 auf Tempo 100 schafft das Zwei-Tonnen-Schlachtschiff in 4,3 Sekunden. 0 auf Tempo 200 - hier in Kalifornien wenig realistisch - in kaum mehr als 13 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit: 305 km/h.

Es wird Zeit, dass die M GmbH seine Kraftprotze ebenso wie die stoßgleiche AMG-Konkurrenz mit Allradantrieb anbietet. Hier geht es nicht nur um standesgemäßen Vortrieb, sondern auch eine souveräne Kraftentfaltung, wenn Wetter oder Untergrund einmal nicht zum Besten bestellt sind. Als es bei leicht dunstigem Morgenwetter Richtung Los Angeles und Malibu nach Norden hinaufgeht, interessiert das nur wenig. Hier bollert der offene Bayer kraftvoll und stimmgewaltig vor sich hin, als ob sich alle Baritone dieser Welt vereinigt hätten. Nördlich von Malibu geht es rechts in die Berge. Die Landstraßen, wie von Geisterhand in die trockenen Windungen gelegt, gefallen dem M6 Cabrio besonders. Ihre Radien sind nicht zu eng und der Belag präsentiert sich überraschend griffig. Ein paar Meilen im Landesinneren sieht es anders aus. Der Pazifik ist aus den Höhenlagen nur noch im Dunst zu erkennen und der wummernde Koloss kommt auf welligen, leicht rutschigen Pisten und engen Kehren an seine Grenzen. Das siebenstufige Doppelkupplungs-Getriebe beißt immer wieder kraftvoll zu, wenn man die Schalpaddel am Steuer durchreißt und den bayrischen Sonnenanbeter zu neuen Höchstleistungen herausfordert. Die Kraftausbrüche des Turbotriebwerks sind gewaltig. Noch beeindruckender wird die Szenerie, wenn über die Schalter am Mitteltunnel die Sportprogramme angesteuert werden. Frei belegbar lassen sich diese auch über Direktwahltasten auf das Lenkrad legen. M1 ist die rechte Wahl für Fortgeschrittene - M2 bleibt für Profis, die den Grenzbereich mehr zu schätzen wissen, als den überzeugenden Restkomfort des Edelbayern.

Auf kurzen geraden Stücken wird der Fahrer spektakulär in den perfekten Ledersitz gepresst. Seitenhalt, Beinauflage, Kontur und Langstreckenkomfort - hier sollten die meisten Autohersteller einmal zur Sitzprobe kommen. Besser geht es nicht. Da stört es wenig, dass es im Fond zwar bequem ist; die Nutzbarkeit jedoch nur bei ganz nach vorne gefahrenen Frontsitzen gegeben ist. Doch in Reihe zwei eines BMW M6 Cabrio präsentieren sich wohl eher Vuitton-Reisetasche oder ein Hermes-Bag, als dass hier zusätzliche Insassen Platz nehmen würden. Der Laderaum von 300 bis 350 Litern kann so sinnvoll erweitert werden. Die Rückscheibe des Cabrios lässt sich elektrisch bedient als Windschott nutzen. Das normale Windschott wird im Fond verbaut und manuell aufgestellt. Die dürfte angesichts der Preisklasse von 131.400 Euro auch elektrisch gehen. Überhaupt ist die Serienausstattung des M6 Cabrio eine Frechheit. Selbst das exzellente Navigationssystem (3.400 Euro) oder das Soundsystem (ab 1.290 Euro) müssen extra bestellt werden. Immerhin kann man sich das 8.500 Euro teure Competition Paket mit 575 PS und einer leicht geänderten Abstimmung sparen. Sonst fehlt es dem offenen BMW M6 Cabrio an wenig. Ein paar Zentner weniger und ein Allradantrieb: das wäre es.

Quelle: Autoplenum, 2013-10-01

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