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Testbericht

15. Juli 2010
Hamburg, 14. Juli 2010 - Vor uns unter der Haube rackern 184 PS, die wir mit einem heftigen Gasstoß an alle vier Räder schicken. Der Traktionsverlust liegt bei null. Wir sind im neuen Mini Cooper S Countryman ALL4 unterwegs - hinter dem etwas sperrigen Namen verbirgt sich der größte Mini aller Zeiten. Sein Kofferraum hat mit 350 Liter VW-Golf-Maße.

Der große Mini Die Gesamtlänge unseres Mini liegt bei 4,11 Meter - damit sortiert sich der Wagen ziemlich genau zwischen dem VW Polo (3,97 Meter) und dem VW Golf (4,20 Meter) ein. Aber im Gegensatz zur Konkurrenz aus Wolfsburg kommt der Bayer immer mit vier seitlichen Türen daher, was natürlich den Einstieg in den Fond enorm erleichtert. Ansonsten haben wir hier halt einfach einen großen Mini vor uns, mit nach wie vor freundlichem Gesicht und dem umlaufenden Scheiben-Glasband. Die hoch ausgeschnittenen Radhäuser lassen den Wagen höher wirken, als er eigentlich ist. Apropos hoch: Gerüchteweise arbeitet man bei Mini bereits an einem Mini-Van. Falls überhaupt, kommt so ein Wagen erst in ein paar Jahren, also bleiben wir erstmal bei unserem Countryman.

Platz für vier In der Mini-Limousine konnte man bisher auch schon zu viert unterwegs sein. Aber die Passagiere mussten sich in den Fond zwängen und fühlten sich dann eingemauert - Platz für Gepäck gab es sowieso nicht. Das hat sich mit dem Countryman gründlich geändert. Selbst wenn vorne große Menschen sitzen, sind die Platzverhältnisse im Fond noch okay. Allerdings gibt es zwischen den Sitzen vorne und hinten einen himmelweiten Unterschied: In der ersten Reihe wird moderater Seitenhalt für Beine und Rücken geboten, hinten sitzen wir auf dem Gestühl drauf, nicht drin. Und wenn wir schon beim Kritisieren sind: Das 1.950 Euro teure Navigationssystem navigiert zwar einwandfrei, aber die Sprachansage versucht sich auch an Städtenamen. Die oft schlimme Verballhornung, die selbst an Großstädten wie Hannover (Navi-Sprech: Heneffer) nicht vorbeigeht, ist des heftigen Aufpreises nicht würdig.

Für viel Gepäck, gut verarbeitet Die Innenraum-Verarbeitung wirkt auf uns perfekt. Hinterschäumte Oberflächen verbreiten ein hochwertiges Flair und lassen sich nicht so leicht zerkratzen. Einziger Wermutstropfen: Die Umrandung des riesigen Zentral-Instruments wird aus sichtbar billigem Hartplastik gefertigt. Hier würde uns eine Klavierlack-Applikation um Welten besser gefallen. Allerdings war dies anscheinend eine Budget-Frage: Stecke ich die zur Verfügung stehende Kohle lieber ins Fahrwerk oder in den Innenraum? Die Frage beantwortet sich bei einer BMW-Tochter wie Mini natürlich in Richtung Fahrwerk. Ob`s dann fahrwerksmäßig passt, sehen wir gleich. Was auf jeden Fall gefällt: Der Countryman kann sich jede Menge Gepäck schnappen: 350 Liter können mitkommen, bei umgelegten Rücksitz-Lehnen stehen 1.170 Liter zur Verfügung. Die hinteren Sitze lassen sich zudem einzeln um 13 Zentimeter in Längsrichtung verschieben. Eine durchgehende Rückbank mit drei Plätzen gibt es gegen Aufpreis.

Kart-Feeling erhalten Zum Mini-Gefühl gehört nicht nur dieses sehr individuelle Design, sondern auch das sportliche Fahrempfinden, was an das Heizen mit einem Go-Kart erinnern soll. Bei Limousine, Clubman und Cabrio funktioniert dies ganz prima. Und beim Riesen-Mini? Da geht das auch. Zwar nickt er in der schnell gefahrenen Kurve ein ganz klein wenig stärker nach schräg vorne ein als seine kleineren Modell-Geschwister, aber sonst fährt sich der Countryman zu 100 Prozent wie ein Mini. Knackig rollt der Wagen über den Asphalt, sportlich geht es um die Ecken. Der Aufwand hinsichtlich der Mehrlenker-Hinterachse mit leichten Aluminium-Längslenkern macht sich bezahlt: In Sachen Agilität können VW Polo und Audi A1 mit ihren Verbundlenker-Hinterachsen nicht mithalten. Und noch was zur Agilität: Die elektromechanische Lenkung ist ein Gedicht, direkt und ohne Spiel hilft sie uns beim "Um-die-Kurven-pfeifen".

Which Country, Man? Der Name Countryman ist bei Mini nicht neu, bereits in den frühen 60ern gab es ein Modell gleichen Namens, welches baugleich auch von Austin verkauft wurde. Bekannt sind die kleinen Kombis von damals besonders für ihre Holzbeplankung am Heck, die aufpreispflichtig war und den Wagen den Spitznamen Woody einbrachte. Damals stand der Name wohl dafür, dass man mit Sack und Pack ins Grüne fahren konnte und auf der Wiese neben seinem Picknick-Platz parkte. Um die Geländegängigkeit des neuen Countryman ist es ein wenig besser bestellt. Die Bodenfreiheit von 15 Zentimeter lässt zwar nur Feldwege zu, aber dort wühlt sich der große Kleine mit seinem Allradantrieb gut durch den tiefen trockenen Sand. Und bei sich rechts und links abwechselnden Spurrillen erleben wir beinahe sowas wie eine niedliche Verschränkung. Aber darum geht es bei den Allrad-Versionen des Countryman nicht - der Stadtwagen liefert einfach eine mustergültige Traktion auf allen Untergründen. Die voll variable Kraftverteilung zwischen vorne und hinten hilft dabei.

Raum vs. Leistung Für den Vortrieb in unserem Countryman ist der neue Cooper-S-Motor mit Twin-Scroll-Turbo zuständig. 184 PS und ein maximales Drehmoment von 240 Newtonmeter wandern zu den vier flinken Füßen unseres Wagens. Im Boost-Betrieb, also bei kurzzeitigem Vollgas, sind sogar 260 Newtonmeter drin. Aber diesem erklecklichen Drehmoment haben die Ingenieure beim Countryman ein Leergewicht von 1,45 Tonnen entgegengesetzt. Bisher war der Clubman mit 1,2 Tonnen Lebendgewicht der schwerste Mini. Zu den Kilos kommt der für einen Mini große Raum, was ein geradezu luxuriöses Beschleunigungs-Gefühl auslöst: In 7,9 Sekunden geht's von null auf 100 km/h. Ein guter Wert, den wir mehr an der zügig ziehenden Tacho-Nadel sehen, als ihn selbst zu spüren. Hoch geht es bis 210 km/h, ab 150 km/h setzen an den Außenspiegeln und den C-Säulen die Windgeräusche heftig ein.

Effizientes Vorankommen Der Cooper S hängt spontan am Gas, entfaltet äußerst willig seine Leistung. Turbolöcher gibt es nicht und sowohl der Twin-Scroll-Turbo, der mit getrennten Abgasimpulsen arbeitet, als auch die beim manuellen Schalter serienmäßig mitgelieferte Start-Stopp-Automatik helfen, den Verbrauch im Zaum zu halten. Mini spricht beim Cooper-S-Motor vom effizientesten Triebwerk seiner Klasse. Der Vierzylinder-Reihenmotor mit 1,6 Liter Hubraum gibt sich im Schnitt mit 6,7 Liter Super auf 100 Kilometer zufrieden (Werksangabe). Das Start-Stopp-System funktioniert übrigens tadellos, äußerst spontan springt der Motor nach einem Ampelhalt wieder an, sobald wir die Kupplung treten.

Sechs Gänge manuell Für 1.540 Euro Aufpreis gibt es den Cooper S Countryman auch mit einer Sechsstufen-Automatik. Unser Wagen ist mit der manuellen Sechsgang-Schaltung ausgerüstet. Dieses äußerst leichtgängige Schaltwerk lässt uns präzise die Gänge vorgeben. Wer flott und trotzdem sparsam unterwegs sein möchte, hält sich an die Hochschaltempfehlungen, die aus dem Rundinstrument hinter dem Lenkrad grüßen.
Technische Daten
Antrieb:Allradantrieb (permanent)
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Schaltgetriebe
Motor Bauart:Reihen-Ottomotor, Twin-Scroll-Turbo
Hubraum:1.598
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:135 kW (184 PS) bei UPM
Drehmoment:240 Nm bei 1.600 – 5.000 UPM
Preis
Neupreis: 27.900 € (Stand: Juli 2010)
Fazit
Der Mini Cooper S Countryman ALL4 ist durch und durch gelungen. Sein Platzangebot ermöglicht jungen Leuten mit Familien-Zuwachs bei ihrer Lieblingsmarke zu bleiben, Fahrverhalten und Design sind zu 100 Prozent Mini. Der Allradantrieb ist natürlich kein Muss, aber die durch ihn mögliche Traktion macht Spaß und gibt Sicherheit. Der 184-PS-Motor macht aus dem großen Countryman eine ordentliche Spaßmaschine und sein aufwendiges Fahrwerk bringt die nötige Portion Agilität.

Gebaut wird der Brite übrigens bei Magna in Österreich, wo er die Produktionslinien des BMW X3 füllt, der ja in seiner neuen Modellgeneration im US-amerikanischen Spartanburg hergestellt wird. Magna ist für exzellente Qualität bekannt - der Spruch "Du fährst einen Mini? Dann nimm Dir Gummistiefel mit" gilt allerdings schon seit zirka zwei Jahrzehnten nicht mehr. Ausgeliefert wird der größte Serien-Mini aller Zeiten ab dem 18. September 2010.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: auto-news, 2010-07-15

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