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Testbericht

Stefan Grundhoff, 24. Juli 2012
Wer in den letzten Jahren den Begriff Bentley vernahm, dem kam zumeist der Continental als perfekte Symbiose zwischen Sportskanone und Luxuslimousine in den Sinn. Doch es geht noch besser. Denn kein Bentley ist mehr Bentley als der Mulsanne.

Wenn ein Auto die Bezeichnung Mulsanne trägt, dann müsste es sich eigentlich um einen grandiosen Sportwagen handeln. Mulsanne heißt eines der bekanntesten Teilstücke der legendären Rennstrecke von Le Mans; eine Gerade die Fahrern und Rennwagen alles abverlangt. Auch wenn der Bentley Mulsanne von einem alles andere als zurückhaltenden Achtzylinder mit doppelter Turboaufladung befeuert wird - ein Rennwagen ist der 5,58 Meter lange Brite mit Manufakturstandort im britischen Crewe beim besten Willen nicht.

Die knapp 300.000 Euro teure Nobellimousine ist weltweit eine der exklusivsten Möglichkeiten um zwei Punkte auf einer Straße miteinander zu verbinden. Die Konkurrenz ist wahrhaft dünn. Der Bentley Mulsanne ist nach dem Ableben von Maybach aus dem Luxushimmel der einzige ernsthafte Konkurrent des Rolls-Royce-Zweigestirns aus Phantom und Ghost. Der Luxus, den der Mulsanne bietet, ist allemal auf Augenhöhe mit den Vorzeigemodellen aus dem südbritischen Goodwood. Edelste Hölzer, in monatelanger Arbeit zu Zierrat und Instrumenteneinfassungen umfunktioniert, verwöhnen das Auge des Betrachters fast genauso schamlos wie das anschmiegsame Leder der phantastischen Sessel.

Egal, ob man seinen Mulsanne selbst steuert oder deutlich stilechter im Fond Platz genommen hat, kennt der Reisekomfort kaum irdische Grenzen. Federung und Dämpfung sind weich und ebenso feinfühlig wie die Komfortsitze in den beiden Reihen. Der Fahrer kann variabel einstellen, ob er sänftengleich oder etwas direkter mit der Fahrbahn verbunden sein möchte. Wirklich sportlich lässt sich der 2,6 Tonnen schwere Britenkoloss nie bewegen. So ist auch sein Name durchaus Programm. Denn die 377 kW / 512 PS und phantastische 1.020 Nm maximales Drehmoment bei 1.750 U/min sind für den Imagespurt eine lange Gerade entlang wie eben die Mulsanne von Le Mans genau das richtige. Für Kurven oder gar Kehren gibt es perfekte Besetzungen - auch im Hause Bentley.

Der doppelt aufgeladene Achtzylinder mit knapp 6,8 Litern Hubraum macht entlang einer geraden oder leicht gewundenen Linie keine Gefangenen. 0 auf Tempo 100 schafft der Brite in eindrucksvollen 5,3 Sekunden. Das eigene Übergewicht wird hierbei zumindest temporär schlicht pulverisiert. Auch bei der Höchstgeschwindigkeit zeigt der Bentley seine durchaus sportlichen Gene. Erst knapp unterhalb der 300er-Marke setzt dem nicht enden wollenden Tatendrang die Aerodynamik ihre faktischen Grenzen. Das Fahrwerk inklusiv emsigster Wankstabilisierung müht sich redlich, dem Piloten vorzugaukeln, man wäre nicht mit 2,6 Tonnen unterwegs. Doch völlig hinwegträumen lassen sich die fahrdynamischen Folgen der Luxusausstattung nicht, so sehr man Schalter und Taster auch bedient.

Dass sich das in aufwendiger Handarbeit kreierte Schlachtschiff bei artgerechten Leistungsabrufen dabei längst vom werkseitig in Aussicht gestellten Normverbrauch von knapp 17 Litern entfernt hat, bedarf keiner näheren Erläuterung. Die Zylinderabschaltung macht sich beim realen Trinkverhalten kaum nennenswert bemerkbar. Unter 20 Litern spielt sich im Mulsanne-Universum nichts ab. Stören wird es keinen der bekannt erlauchten Kunden, die sich in den Emiraten genauso zu Hause fühlen wie in Orange County oder dem Süden Frankreichs. Schließlich garantiert ein Basispreis von über 292.000 Euro eine gewisse natürliche Selektion des Klientel.

Die Möglichkeiten, seinen Bentley Mulsanne zu individualisieren, kennen keine ernsthaften irdischen Grenzen. Nahezu alles ist möglich, sobald nicht in die Sicherheitsausstattung der fahrenden Luxussuite eingegriffen wird. Mit Intarsien nach Wunsch, verrückten Lederfarben oder karierten Holztischen ist es dabei kaum getan. Wer will, kann seinen Mulsanne mit iPads und Flachbildschirmen zum mobilen Kinosaal oder einem Businessjet ausstaffieren. Dazu verzückt das Highend-Soundsystem die Ohren weit mehr als das aufgeladene Triebwerk, von dem bei ungünstigen Windverhältnissen allenfalls ein leichtes Säuseln zu vernehmen ist. Der Bentley Mulsanne bietet seinen Insasse eine nicht enden wollende Reise in einer automobilen Parallelwelt. Was sind dafür schon 300.000 bis 400.000 Euro?

Quelle: Autoplenum, 2012-07-24

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