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Testbericht

Stefan Grundhoff, 27. Januar 2016
Auf der Straße und im unwegsamen Terrain hat der Bentley Bentayga bereits gezeigt, was er kann. Wie schlägt sich der britische Luxuskoloss auf Eis und Schnee?

Mit dem Bentayga will Bentley das Segment der Luxus-SUV neu definieren. Und tatsächlich müssen Range Rover, Cadillac Escalade und auch die frisch überarbeitete Mercedes GLS-Klasse einen neuen König der Löwen ausrufen. Auch wenn der Luxus im ebenfalls britischen Klassenbegründer Range Rover nicht viel kleiner ist, setzt die Perfektion des Bentayga ebenso Maßstäbe wie der komplett neu entwickelte Zwölfzylinder in W-Bauform, der die aufgeladenen Achtzylinder mit kaum schlechteren Leistungsdaten ausschauen lässt wie Schulbuben in der Untertertia. Die 447 kW / 608 PS, mit denen der 2,4 Tonnen schwere Bentayga nebst 900 Nm maximalem Drehoment ab 1.350 U/min auf seine Konkurrenz losstürmt, beeindrucken weniger durch ihre schiere Leistungsentfaltung, als vielmehr durch ihre Laufruhe. Natürlich ist der Tatendrang des sechs Liter großen Doppelturbos bei einem Tritt aufs Gas spektakulär und die schwindelerregende Höchstgeschwindigkeit von über 300 km/h lässt einem an der Schulphysik ebenso zweifeln wie das Spurtpotenzial aus dem Stand auf Tempo 100 in 4,1 Sekunden.

Dabei krallt der britische Koloss aus Crewe seine 21 Zoll großen Winterreifen in den Tiroler Schnee, als wäre es griffiger Asphalt. Geht es schneller voran, sorgen in Millisekunden ansprechende 48-Volt-Stacks dafür, dass sich die Wankbewegungen bei flotter Fahrt auf ein erträgliches Maß reduzieren. "Das klappt dreimal so schnell, wie bei hydraulischen Systemen", freut sich Entwicklungs-Chef Rolf Frech. So können die Insassen den beeindruckenden Luxus des Bentayga in gewohnter Manier genießen. Das geschieht mit dem Radstand von 2,99 Metern am besten zu viert, denn die vollelektrische 2+2-Konfiguration nebst Sitzklimatisierung erscheint in dieser Liga weit standesgemäßer, als die Alternative mit fünf oder gar sieben Insassen im britischen Allradungetüm zu reisen. Die optionale dritte Sitzreihe ist ein Entgegenkommen an den amerikanischen Markt mit seinen kaufkräftigen Soccermums, die sich nicht ausschließlich in Mercedes GLS oder Cadillac Escalade wiederfinden sollen.

Trotz allen Tatendrangs, gespenstischer Fahrleistungen und dem mächtigen W12-Triebwerk ist der Bentley kein echter Sportler. Das spürt man schon beim Beschleunigen, denn die unsichtbare Macht in die bequem konturierten Langstreckensitze gepresst zu werden, wird von keinem sonoren Brüllen untermalt. Das Triebwerk hält sich akustisch für die umgeschlagenen 608 PS und 900 Nm maximales Drehmoment etwas zu sehr zurück und selbst im Sportmodus ist trotz Klappensteuerung kaum mehr als ambitioniertes Brabbeln zu vernehmen. Hier soll wohl noch Luft bleiben für weitere Versionen zu denen neben einem leistungsstarken Achtzylinder-Diesel zu einem späteren Zeitpunkt auch eine Bentayga-Speed-Version mit bis zu 700 PS gehören dürfte. Dann dürfte der Normverbrauch von 13,1 Litern Super auf 100 Kilometern jedoch noch schwerer zu realisieren sein, als ohnehin bei Standard-W12.

Dabei gelingt es dem 5,15 Meter langen Bentayga auch auf Eis und rutschigem Schnee sein gefühltes Gewicht im Fahrbetrieb gekonnt zu reduzieren. Ähnlichkeiten zum noch sportlicheren Porsche Cayenne scheinen dabei alles andere als zufällig; auch wenn die Lenkung des W12 zwar präzise, jedoch deutlich leichtgängiger ist, als man es bei dem sportlichen Anspruch erwartet. Die einzelnen Fahrprogramme steuert der Fahrer über einen Drehregler auf dem breiten Mitteltunnel an. "Im Gegensatz zu einigen anderen Fahrzeugen auch von Bentley ist der Bentayga ein Selbstfahrerauto", so Rolf Frech, "das haben wir berücksichtigt." Doch auch wenn der Bentayga in trotz des Übergewichts in schnelle Kurven ebenso brilliert wie auf langen Passagen mit Landstraßen oder Autobahnen - viele werden ihn als Alltagsauto nutzen und da steht lässiges Fortkommen ganz oben auf der Wunschliste. Etwas edler könnten sich die analogen Instrumente und der Multifunktionsbildschirm mit Bordcomputer, Navigation oder Soundsystem präsentieren. Kommoder als mit dem im Innenraum edelst verarbeiteten Luxus-SUV kann man kaum reisen, wenn man nicht in einer reinen Luxuslimousine unterwegs sein möchte. So viel Exklusivität und die Neudefinition einer Fahrzeugklasse hat seinen Preis. Der liegt nicht nur beim Einstand von 208.500 Euro, sondern in den zahllosen möglichen Individualisierungen - das hauseigene Kreativprogramm Mulliner lässt grüßen. Dann steht weit über 270.000 Euro kaum etwas im Wege.
Technische Daten
Antrieb:Allradantrieb
Getriebe:Achtgang-Automatik
Motor Bauart:V12-Doppelturbo
Hubraum:6000
Drehmoment:900 Nm bei 1.350 bis 4.500 UPM
Preis
Neupreis: 208500 € (Stand: 2016-01-28)
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2016-01-27

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