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Testbericht

Sebastian Viehmann, 19. Februar 2009
Als 1969 der VW-Porsche 914 vorgestellt wurde, hatte er sofort seinen verächlichen Spitznamen weg: Volksporsche. Doch der Mittelmotor-Renner geht wie die Hölle, wenn er ein bisschen Tuning bekommt.

"Einfach irre, wie der fährt", ruft Jörg Bergmeister und versucht dabei, das infernalische Gebrüll des Sechszylinders zu übertönen. Der Porsche 914/6 mit der Nummer 59 und der blutorangenen Lackierung legt sich auf dem Willow Springs International Raceway in Kalifornien mit vollem Speed in die Kurve. Als Beifahrer klammert man sich am Überrollbügel fest, bis die Knöchel weiß werden. Der mehr als drei Jahrzehnte alte Sportwagen liegt wie ein Brett auf dem Asphalt.

Normalerweise sitzt Jörg Bergmeister am Lenkrad eines Porsche 911 GT3 RSR und mischt dort seit Jahren die American Le Mans-Serie auf – zuletzt 2008 mit dem 1. Platz in der ALMS GT2-Klasse zusammen mit seinem Teamkollegen Wolf Henzler. Doch auch der 914/6 kann stolz auf eine Motorsportkarriere verweisen. Rennfahrer-Legende Hurley Haywood gewann 1971 in dem Mittelmotor-Flitzer seinen ersten IMSA-Titel. "Das Auto neigt ein bisschen zum Untersteuern, aber das ist ein astreiner Rennwagen. Der Grip ist atemberaubend", lautet Bergmeisters Urteil über den 914/6, als der Wagen nach ein paar Runden röhrend und brabbelnd in die Boxengasse fährt.

Kaum jemand wird als erstes an den Rennsport denken, wenn er einen 914 sieht. Was hat dieses Auto nicht alles durchmachen müssen: Das Stigma "Volksporsche" haftete dem kleinen Sportflitzer an, seit er 1969 vorgestellt wurde. Erst als ein paar Jahre später der 924 auf den Markt kam und als "Hausfrauenporsche" verspottet wurde, konnte das Targa-Tierchen sein Leid ein wenig teilen.

Dabei hatte es Ferry Porsche doch nur gut gemeint. Der Typ 914 sollte schließlich auch solchen Piloten den Einstieg in die Sportwagenwelt ermöglichen, die sich keinen 911er leisten konnten. Denn seit 1965 gab es den Porsche 356 nicht mehr und der schwachbrüstige 912 war nicht gerade das Gelbe vom Ei. Der 914 ist eigentlich ein Urahn des Boxster - nicht zuletzt wegen des Mittelmotor-Konzepts. Dazu hatte der Wagen ein herausnehmbares Dach und einen passablen Kofferraum. Der Vierzylinder-Einspritzmotor hatte anfangs 1,7 Liter Hubraum und leistete 80 PS. Der gleiche Boxer verrichtete auch im VW 411 seinen Dienst. Ab 1973 gab es einen 1,8-Liter Leichtmetallmotor mit Vergaser und 85 PS. Wer mehr Power wollte, musste sich den Typ 914/6 mit dem Zweiliter-Sechszylindermotor des Porsche 911 T bestellen. Damit brachte es der VW-Porsche immerhin auf 110 Pferdestärken.

Das Basismodell spurtete in bescheidenen 13,5 Sekunden auf 100 km/h, bei 177 Sachen war Schluss. Der 914/6 war schon nach 10 Sekunden auf 100 – das konnte ein normaler 911er damals auch nicht schneller – und knackte ganz knapp die 200 km/h-Marke. Als einziger 914 wurde dieser Wagen nicht bei Karmann sondern bei Porsche selbst montiert. Kaum schlechtere Fahrleistungen bot der 914/2.0, ausgestattet mit einem Zweiliter-Vierzylindermotor aus dem Hause VW. Für die Kraftübertragung sorgte bei allen Modellen ein Fünfganggetriebe. Neben dem fehlenden Image hatte der 914 auch mit Kinderkrankheiten zu kämpfen und war preislich keine wirklich attraktive Alternative zu einem "echten" Porsche. Das Einstiegsmodell kostete 12.560 Mark, der sportliche 914/6 dagegen stolze 19.000 Mark. Damit war er fast so teuer wie ein 911 T. Insgesamt wurde der VW-Porsche bis 1975 rund 118.000-mal gebaut und erreichte damit durchaus respektable Stückzahlen. In den USA, wo der 914 als reiner Porsche ohne das VW-Stigma verkauft wurde, war der Wagen sehr beliebt und hat bis heute eine große Fan-Gemeinde.

Quelle: Autoplenum, 2009-02-19

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