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Testbericht

Michael Gebhardt/SP-X, 13. Juni 2016

310 Pferdestärken sind viel. 310 Pferdestärken, die nur über die Vorderachse auf den Asphalt entlassen werden, sind verdammt viel. So viel, dass man damit die schnellste Runde eines frontgetriebenen Modells auf der Nordschleife hinlegen kann, wie der Honda Civic Type R noch als Prototyp eindrucksvoll bewiesen hatten. 7 Minuten 50 Sekunden und 63 Hundertstel zeigte die Stoppuhr, als der kompakte Renner aus Japan die Ziellinie überquerte. Inzwischen wurde die Bestzeit zwar von VW schon wieder unterboten, doch Honda hat in den vergangenen Wochen fünf weitere europäische Rennstrecken – Silverstone, Spa-Francorchamps, Monza, Estoril und Budapest – erobert und unter anderem in Italien mit 2:35 Minuten die Bestzeit der Alfa Romeo Giulietta unterboten. Die jüngste Erfolgsmeldung kommt aus Ungarn, wo Norbert Michelisz bei seinem Heimspiel den 4,38 Kilometer langen Hungaroring in 2:10,85 Minuten umrundet und damit den Ford Focus RS vom Thron gestoßen hat. 
 
Nachmachen kann das prinzipiell jeder, der beim Honda-Händler 35.350 Euro auf den Tisch legt. Denn: Michelisz war mit einem Serien-Type-R unterwegs. Der wird von einem zwei Liter großen Vierzylinder angetrieben, dem ein Turbolader auf die Sprünge hilft und der neben eben jenen 228 kW/310 PS auch für satte 400 Newtonmeter Drehmoment sorgt. Sprintzeit: 5,7 Sekunden, Vmax 270 km/h! Mit einer ausgewogenen Kombination aus Mechanik und regelnder Elektronik haben es die Ingenieure geschafft, dass der mit einem knackigen Sechsgang-Getriebe verheiratete Motor die Vorderachse nicht überfordert. Klar, die Räder durchdrehen zu lassen ist ein Kinderspiel, doch wer etwas Geschick in den Füßen hat, schafft schnell einen Blitzstart ohne allzu viel Reifenabrieb.
 
Wohlwissend, dass wir Michelisz' soeben aufgestellten Rekord nicht gleich einstellen werden, wagen auch wir uns auf den ungarischen Formel-1-Kurs. Der Instruktor zu unserer Rechten gibt Anweisungen, die wir versuchen, möglichst zeitnah umzusetzen. Vollgas, hochschalten, runterschalten, bremsen, fester in die Eisen treten, stärker einlenken, die Lenkung aufmachen. Im Stakkato kommen die Befehle, und wir haben sprichwörtlich alle Hände voll zu tun, den leer knapp 1,5 Tonnen schweren Renner auf der gefühlt immer schmaler werdenden Teerpiste zu halten. Dass hier ein Turbo im Spiel ist, merkt man kaum: Der Motor hängt so direkt am Gas, wie das Kind am Rockzipfel der Mutter und gibt seine Kraft gleichmäßig wie ein Sauger an die Kurbelwelle ab. Nur dem Klang ist die Zwangsbeatmung nicht unbedingt zuträglich.
 
Für eine Extraportion Stabilität sorgt neben dem gut austarierten Fahrwerk auch ein übergroßer Spoiler, der an der Hinterachse nicht nur den Auftrieb reduziert, sondern sogar echten Abtrieb generiert. Trotzdem reicht ein kleiner Fehler, schon schiebt der Honda über die Vorderräder. Und der Instruktor scheint mit den Rädern um die Wette zu quietschen. Wahrscheinlich macht er drei Kreuze, als das Spektakel für uns nach drei Runden schon wieder vorbei ist. Er wischt sich den Schweiß von der Stirn, wir ihn vom Lenkrad – und schauen gespannt auf die Uhr: Knapp über zweieinhalb Minuten. Gar nicht mal so schlecht.
 
Dass wir dafür allerdings nicht unbedingt das neueste Pferd aus Hondas Stall gebraucht hätten, wird deutlich, als wir das gleiche Kunststück mit den beiden Vorgängern des Type R probieren. Die zwischen 2007 und 2010 gebaute Version geht mit deutlich weniger Leistung ins Rennen, „nur“ 148 kW/201 PS entwickelte der damals noch frei atmenden – und kerniger klingende – Vierzylinder. Die reichen dennoch aus, um damit auf der Rennstrecke genauso viel Spaß zu haben, und in machen Kurven über das Ziel hinauszuschießen. Spürbar wird allerdings auch, welche Fortschritte Fahrwerke und Lenkung in den paar Jahren zwischen den beiden Generationen gemacht hat. Der aktuelle Type R fühlt sich um ein vielfaches direkter und präziser an.
 
Noch ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel hat der Dritte im Bunde: Das Topmodell aus dem Zeitraum 2001 bis 2005 tritt mit nahezu gleichen Leistungsdaten an wie sein Nachfolger, kommt ebenfalls auf 196 Newtonmeter Drehmoment und 147 kW/200 PS. In Sachen Power kann der Alte also locker mithalten, doch offenbart der Ur-Ahn beim Verzögern deutliche Defizite gegenüber den beiden jüngeren Generationen und so wollen die Bremspunkte um ein gutes Stück früher gewählt werden. Und auch das Getriebe ist etwas betagter, quittiert zu ruppige Gangwechsel mit einem unschönen Knirschen, das sogar den Motor noch übertönt. Nein, damit würde Michaelisz seine Rekordzeit sicher nicht wiederholen können – wir aber haben mit dem zwölf Jahre alten Civic mindestens genauso viel Freude auf der Rennstrecke. Und mit rund 10.000 Euro ist dieser Fahrspaß auf dem Gebrauchtwagenmarkt ziemlich günstig zu haben.

Fazit
Für kurze Zeit hielt der Honda Civic Type R den Rundenrekord für frontgetriebene Fahrzeuge auf der Nordschleife. Diese Bestzeit ist inzwischen eingestellt, doch die Japaner haben fünf weitere europäischen Rennstrecken erobert. Bei der Rekordfahrt am Hungaroring kam es dabei zum Stelldichein mit seinen Vorgängern.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2016-06-13

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