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Testbericht

9. Februar 2010
Malaga (Spanien), 8. Februar 2010 - Es ist alles so perfekt hier drinnen. Bei einem Auto dieser Klasse eine Selbstverständlichkeit. Aber das hier geht darüber hinaus. Wir sind unterwegs im neuen Audi A8. Das Topmodell aus Ingolstadt soll an der Mercedes-S-Klasse und am BMW 7er vorbeiziehen. "Audi will weltweit Premiumhersteller Nummer eins werden", so Audi-Pressesprecher Josef Schloßmacher. Und der A8 ist in diesem Spiel eine der wichtigsten Figuren.

Dynamik im Block Der A8 ist gewachsen. Nicht, dass er bisher klein war oder seine Insassen Platzmangel ertragen mussten, aber der neue A8 will eben größer sein als die Konkurrenz. Knapp 5,14 Meter Länge stoßen jetzt auf 1,95 Meter Breite. Und eine 13 Zentimeter längere Chauffeursversion wird auch noch folgen. Aber beim Radstand hält sich Audi zurück: Mit 2,99 Meter übertrifft er im Gegensatz zu Mercedes und BMW nicht die Dreimeter-Marke. Die zwangsläufig langen Überhänge haben die Designer mit geübter Hand kaschiert - der A8 begibt sich nicht als Nasenbär auf die Straße. Auch die schiere Größe des Wagens erschlägt den Betrachter nicht - irgendwie wirkt der neue A8 äußerst präsent und mit dynamischen Ambitionen gezeichnet, aber den Größenzuwachs kann das Auge kaum ausmachen. Ob es für den Oberklasse-Wagen langsam eng wird in Garagen und älteren Parkhäusern, ist wohl eher zweitrangig. Auf den avisierten Hauptabsatzmärkten USA und China spielt diese Überlegung keine Rolle.

Spiderman guckt Das LED-Tagfahrlicht verleiht dem A8 einen unverwechselbaren Blick, der uns ein wenig an den Comic-Helden Spiderman erinnert. Gegen Aufpreis gibt es Voll-LED-Scheinwerfer. In Sachen Lichtausbeute werden diese nicht unbedingt deutlich besser liegen als modernes Bi-Xenonlicht, aber die LEDs können das Licht besser den verschiedenen Fahrsituationen anpassen. So bemerkt zum Beispiel eine in der Fahrzeugfront montierte Kamera, ob Gegenverkehr kommt. Mithilfe dieser Informationen wird dann der Lichtkegel des A8 um die entgegenkommenden Fahrzeuge herumgeleitet. Dies geschieht vollelektronisch, die einzelnen LEDs werden dafür nicht bewegt. Ironiker werden bemerken, dass der Kauf von modernem LED-Licht beim A8 auch als ein Vorteil für die anderen Verkehrsteilnehmer billigend in Kauf genommen werden muss.

Haptischer Fetischismus Nicht nur im Außendesign haben sich die Audi-Gestalter enorm angestrengt. Beim Innenraum mussten nicht nur wohnliche Materialien mit kaum zu übertreffender Perfektion am richtigen Fleck eingepasst werden - gut anfühlen sollten sie sich auch noch. So haben die Designer alles angegrabbelt, was sich anfassen lässt. Und nur so ist zu erklären, dass zum Beispiel der flache Automatik-Wahlhebel unter besonders feinporigem Hirschleder sitzt - wir legen in der Tat sehr gerne unsere Hand darauf. Ansonsten befinden sich zwischen dem ganzen Leder, Holz und Aluminium auch noch ein paar opulente Sitze. Diese lassen sich mannigfaltig elektrisch verstellen und geben auf Wunsch auch sportlichen Seitenhalt. Eine aufpreispflichtige Massagefunktion entspannt zudem mit pneumatischen Kissen den gestressten Business-Rücken. Audi beteuert, dass vom äußerlichen Größenzuwachs das meiste im Innenraum angekommen ist - kann sein, zumindest sitzen wir bis auf den hinteren Mittelplatz überall äußerst komfortabel. Besagten Platz wird es übrigens bei der Langversion gar nicht geben.

Teil des Netzes Ins Heck des A8 passen 510 Liter Gepäck - der unspektakulär normale Wert für diese Fahrzeugklasse. Deutlich interessanter: die totale Vernetzung der elektronischen Herzen des Wagens und seine Verbindung nach außen. So lassen sich POIs (Points of Interest) wie Museen, Theater oder Restaurants nicht nur über die A8-eigene Datenbank finden, sondern auch über den Internetsuchdienst Google. Das System verbindet sich über die SIM-Karte des Fahrers per UMTS mit dem Internet, und schon ist auch das gestern erst eröffnete Szene-Lokal anvisierbar. Aber der A8 ist nicht nur ins World Wide Web eingebunden - auch seine einzelnen Komponenten tauschen sich munter miteinander aus. So weiß das Lichtsystem vom Navi ständig, wo sich der Wagen gerade aufhält und kann so noch präziser auf die Streckenführung reagieren. Der Tempomat versorgt sich auch permanent mit Infos vom Navigationssystem. Und die adaptive Abstandsregelung funktioniert derart tadellos - ein besseres System hatten wir bisher nicht im Test.

B&O - aber nicht Serie Viele Kleinigkeiten machen den A8 zu einem State-of-the-Art-Auto. Aber andere Kleinigkeiten gibt es wiederum nicht: So muss der Kunde auf die bei BMW bereits seit Ende 2008 verfügbare Verkehrszeichen-Erkennung hinsichtlich des A8 noch ein bisschen warten. Und ein ultra-komfortables Head-up-Display, welches die aktuelle Geschwindigkeit und die Navi-Pfeile in die Windschutzscheibe spiegelt, wird es auch in absehbarer Zukunft bei Audi nicht geben. Aber das Navigationssystem wartet mit einem unterhalb des Bildschirms angebrachten Touchpad auf. Über dieses lässt sich während der Fahrt bequem mit auf dem Hirschleder-Wahlhebel ruhendem Handballen buchstabenweise das Ziel ins System schreiben. Ob das nun sinnvoll ist oder nicht - es funktioniert fehlerfrei. Für einen Obolus von 6.500 Euro baut Audi eine 1.400-Watt-Soundanlage vom dänischen Hifi-Spezialisten Bang & Olufson in den Wagen. Dann erfüllt reinster Sound nach Wahl die Kabine. Und man braucht sich nicht zu schämen, wenn der beste Kumpel in seinem Porsche Panamera mit der Burmester-Anlage protzt.

Vergleichsweise leicht Die Lenkung des A8 lässt sich in ihrer Direktheit verstellen, arbeitet aber in jeder Einstellung ohne störendes Spiel und gibt uns gute Rückmeldungen. Auch die Bremsen, innen belüftete Scheibenbremsen rundum, greifen beherzt zu, verhindern, dass wir etwas von den beinahe zwei Tonnen Gewicht des Wagens spüren. Apropos Gewicht: Audi setzt beim A8 wieder auf einen Aluminium-Spaceframe. Dieser wiegt 210 Kilogramm. Auch bei der übrigen Karosserie verwenden die Ingolstädter überwiegend den gegenüber Stahl teureren Leichtbau-Stoff. So schafft es der große Wagen, etwas leichter zu sein als seine Konkurrenten aus Stuttgart und München.

Kaum kompromissbereit Im Fahrwerk des A8 steckt viel Luft - serienmäßig übernimmt eine Luftfederung den Kampf mit Kurven und Asphalt. Vier Einstellungen sind möglich: Dynamic, Auto, Comfort und Individual. "Dynamic" hält, was der Name verspricht: Wie ein Brett legt sich der Allrad-A8 auf die Straße, nimmt jetzt selbst enge Kurven mit ordentlichem Schwung, ohne zu wanken. Unebenheiten, besonders kurze Querrillen, schlagen nun kaum gefiltert zu uns durch. In der Einstellung "Auto" geht es etwas sanfter zu, aber auch hier lassen uns Querrillen und Geschwindigkeits-Bumper nicht in Ruhe. Die Ernüchterung dann bei "Comfort" - leichtes Schwanken ist drin, aber kurze Stöße hauen weiterhin zu uns durch. Die Einstellung "Individual" kann uns da nicht helfen, mit ihr ist nur die Kombination einer der anderen Voreinstellungen mit beispielsweise einer weicheren Lenkung möglich. Wer also in der Oberklasse eine butterweiche Sänfte bevorzugt, muss zu einem Konkurrenzprodukt greifen - bei Audi hat man sich eindeutig einer dynamischen Abstimmung verschrieben.

Sechs Zylinder für Dynamik Unser A8 3.0 TDI bezieht seine Kraft von einem Sechszylinder-Turbodiesel. Drei Liter Hubraum müssen reichen, um die Oberklasse-Limousine auf Touren zu bringen. Immerhin hält das Aggregat dafür 250 PS und ein maximales Drehmoment von 550 Newtonmeter bereit. Allein schon der Beschleunigungs-Wert gibt bei uns ein bisschen Adrenalin frei: 6,6 Sekunden vergehen, dann ist Tempo 100 erreicht. Bei 250 km/h wird die Geschwindigkeit elektronisch abgeregelt. Nach dem Stopp an einer spanischen Mautstation geben wir Gas: Gierig zieht der Wagen nach vorn. Wir werden richtig ein bisschen in die Sitze gedrückt. Auf über das Gaspedal erteilte Befehle reagiert das Triebwerk auch bei höheren Geschwindigkeiten ohne Verzögerung. Unser V6-Selbstzünder versorgt den Wagen mit fühlbarer Dynamik und ist dabei auch noch aberwitzig leise: Selten hören wir mehr als die Abrollgeräusche der Reifen - Leise-Spezialist Lexus kann das auch nicht besser.

Mehr Gänge - weniger Verbrauch Die Kundschaft eines A8 verdient sicher nicht das Prädikat "preissensibel". Aber in Zeiten sich verstärkenden öffentlichen Umweltbewusstseins nimmt man auch bei der Oberklasse geringe Verbräuche gerne mit. Und hier kann der 3.0 TDI punkten: Laut Hersteller reichen 6,6 Liter pro 100 Kilometer. Damit wäre selbst der BMW 730d mit seinen 6,8 Liter geschlagen. Bitter sieht es auch für die Hybrid-Modelle der Konkurrenz aus: Der Mercedes S 400 Hybrid (299 PS) ist mit 7,9 Liter Super dabei. Später schiebt Audi noch einen Sechszylinder-Diesel mit Fronantrieb nach, der sich mit 6,0 Liter begnügen soll. Und eine Benzinhybrid-Version des A8 wird ebenfalls folgen. Verantwortlich für den sparsamen Umgang mit fossilen Brennstoffen ist nicht nur das effiziente Triebwerk, sondern auch die neue Automatik: acht Gänge hält die Schaltung vom Getriebehersteller ZF bereit. Die zwei im Vergleich zum BMW 730d zusätzlichen Gänge verursachen einen großen Teil der Kraftstoffeinsparungen.

Kein Zurückschalten-Müssen Die Achtgang-Automatik erledigt ihren Job ohne Ruckeln und Murren. Hier gibt es nichts zu meckern, die Einteilung der Gänge funktioniert immer perfekt. Die Bedienung des Wahlhebels erfordert hingegen etwas Gewöhnung: Man kann ihn entweder komplett nach hinten durchziehen und somit direkt auf "Drive" schalten, oder man schaltet sich durch mehrere Zugvorgänge hintereinander zur gewünschten Einstellung durch. Für Freunde des manuellen Eingriffs gibt es an der Rückseite des Lenkrads auch noch kleine Schaltpaddles. Komfortabel: Vor dem Ausschalten des Motors muss der Wahlhebel nicht mehr in die Stellung "P" gedrückt werden - egal aus welcher Stellung, beim Abschalten wird die Park-Raste automatisch eingelegt.
Technische Daten
Antrieb:Allradantrieb, permanent
Anzahl Gänge:8
Getriebe:Automatik
Motor Bauart:V-Turbo-Diesel
Hubraum:2.967
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:6
Leistung:184 kW (250 PS) bei UPM
Drehmoment:550 Nm bei 1.500-3.000 UPM
Preis
Neupreis: 72.200 € (Stand: Februar 2010)
Fazit
Audi hat sich beim neuen A8 so richtig angestrengt, mit Erfolg: Äußerlich harmonisch gezeichnet, wirkt die Kabine qualitativ extrem hochwertig. Wir haben nicht den Eindruck, dass hier sichtbar die Produktion verbilligt wurde.

Der Sechszylinder-Diesel mit 250 PS passt perfekt zum Wagen, mehr braucht kein Mensch. Und der auf Grund der Achtgang-Automatik spärliche Durchschnittsverbrauch macht die Oberklassen-Limousine gesellschaftskompatibel.

Nur das Fahrwerk kann uns nicht so recht überzeugen - eine ausgewogen weiche Einstellung für Komfortliebhaber gibt es nicht. Auch wenn das alles überzeugende Innovations-Highlight fehlt, hat der neue A8 durchaus Chancen, seinen Konkurrenten weitere Marktanteile abzujagen.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: auto-news, 2010-02-09

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