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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 12. Juni 2015
Der Audi R8 war technisch fast identisch mit dem Lamborghini Gallardo, hatte aber immer das Image des etwas spießigen und braven Bruders. Mit dem 610-PS-Top-Sportler Audi R8 V10 Plus. wollen die Ingolstädter jetzt den Spieß umdrehen. Wo könnte das besser gelingen als auf dem Cicuit de la Sarthe in Le Mans. Dort, wo ein Audi R8 schon Triumphe feierte.

Im Computer-Rennspiel "Gran Turismo" schaut alles so einfach aus. Da ist der "Circuit de Sarthe" nicht allzu herausfordernd. Doch im realen Leben hat der in der Abendsonne schimmernde Asphalt etwas Respekteinflössendes, genauso wie Kurven, die digital locker durcheilt werden. Vor allem, wenn hinter einem 610 PS aus zehn Zylindern schon im Leerlauf ungeduldig röcheln und quengeln, endlich von der Leine gelassen zu werden. So sei es denn. Für Spielereien bleibt keine Zeit. Schließlich ist das Qualifikationstraining zu den legendären 24 Stunden von Le Mans nur kurz unterbrochen und während dieser Zeit fordert der Audi R8 V10 Plus seinen Auslauf. Nach der Start-Ziel-Geraden kommt ziemlich schnell die Dunlop-Schikane und damit die erste Bewährungsprobe, da die Kurven-Kombination leicht nach außen hängt.

Geschmeidig geht es durch das Geschlängel. Schon bei den ersten Metern wird deutlich, dass der Wechsel beim Allradantrieb von der Visco- zur Lamellenkupplung Gutes bringt. Im Vergleich zum bisweilen etwas störrischen Vorgänger lenkt der neue R8 deutlich freudiger ein und carvt souveräner mit einer leichten Übersteuerneigung durch die Kurve. Dabei hilft auch die mechanische Differenzialsperre an der Hinterachse. Wie heutzutage üblich, lässt sich auch der Ingolstädter Rochen in verschiedenen Stufen anschärfen. Aber selbst im Dynamik-Modus stellt die 610-PS-Rakete, die nach nur 3,2 Sekunden aus dem Stand die 100-km/h-Marke erreicht den Fahrer vor kein großes Problem. Dieser R8 ist berechenbar und überrascht den Piloten nicht mit Ausreißversuchen. Ohne Zweifel ein Tribut an die wachsende asiatische Kundschaft. Im Vergleich zum ungehobelteren Bruder Lamborghini Huracan, ist der Ingolstädter bei aller gewonnenen Agilität und Spritzigkeit immer noch kommoder. Eben für die "ich-könnte-wenn-ich-will"-Fraktion.

Weiter geht es im 13 Kilometer langen Tanz um die legendäre Rennstrecke. Rauf aufs Gas. Fast freudig folgt der 610-PS-Bolide dieser Aufforderung und tritt dem Fahrer mit der ganzen Vehemenz des maximalen Drehmoments von 560 Newtonmetern ins Kreuz. Jetzt kommt die Hunaudières-Gerade, die eigentlich jeder nur Mulsanne-Gerade nennt. Diese ellenlange Tempo-Bolz-Passage ist mit Schikanen garniert, um die brutal schnellen Le-Mans-Boliden einzubremsen. Geschwindigkeiten jenseits der 400 km/h sind nicht mehr drin. Also erreicht auch der schnellste Audi R8 nicht die angegebene Höchstgeschwindigkeit von 330 km/h, aber 240 km/h sind immer noch flott genug, wenn es auf eine Schikane mit einer kleinen Auslaufzone zugeht. Zweimal tritt man brutal in die Eisen, nur um dann über die Curbs zur räubern und möglichst früh wieder aufs Gas zu steigen. Auch hier bewahrt der Audi R8 die Contenance. Das liegt auch daran, dass die Karosserie um 40 Prozent steifer ist und sich auch bei schnellen Richtungswechseln weniger verwindet und wie das berühmte Brett liegt. Beruhigend aber irgendwie auch zu einfach.

Beim Rausbeschleunigen spielt das Doppelkupplungsgetriebe seine Vorteile aus. Die Schaltwechsel sind spürbar schneller als bisher. Die Schaltwippen am Lenkrad kitzeln noch etwas mehr aus dem Getriebe heraus. Der eine oder andere wird die archaische Rustikalität des sequentiellen Getriebes vermissen, aber entspannter geht es mit der S-tronic voran. Rasend schnell kommt die nächste Klippe. Die berüchtigte Mulsanne-Kurve. Schaut auf dem Papier einfach aus, hat es aber durchaus in sich. Schon beim Anbremsen tänzelt der neue R8 leicht. Das liegt an dem welligen Asphalt, der wenig mit der Rüttelbahn früherer Tage zu tun hat, aber immer noch genug Instabilität ins Auto bringt. Wo die Profis extrem spät in die Eisen steigen, verhindert die Vorsicht irgendwelche Harakiri-Aktionen. Zumal es die Ecke wirklich in sich hat und das Heck aktiv werden lässt.

Die nächsten Kurven, egal ob Virage Indianapolis oder Virage Porsche werden zur Spaßveranstaltung. Warum? Ganz einfach, weil der Audi R8 V10 Plus ein vertrauenserweckendes Automobil ist, dass den Grenzbereich früh ankündigt und den Fahrer nie im Unklaren die nächste Aktion lässt. Nachdem die Boxengasse erreicht ist, knistert das V10-Aggregat noch etwas nach, als wenn es sagen wollte: "Wie, das war es schon?" Vorerst schon, aber der schnelle Audi macht Lust auf mehr.
Technische Daten
Antrieb:Allradantrieb
Getriebe:7-stufige S tronic
Motor Bauart:Zehnzylinder V-90°-Ottomotor
Hubraum:5204
Drehmoment:560 Nm bei 6.500 UPM
Preis
Neupreis: 187.400 € (Stand: 2015-06-12)

Quelle: Autoplenum, 2015-06-12

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