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Testbericht

Wolfgang Gomoll, 22. März 2015
Wenn es ein bisschen edler als ein Golf sein soll, greifen viele zum Audi A3 Sportback. Wie praktikabel ist Schön-Sein im Alltag?

Audi macht in den letzten Jahren nicht viel verkehrt. Aber auch nicht viel neu: Singleframe-Grill, Schlitzaugen garnier mit einer Falz-Kante, die im Audi Jargon "Tornadolinie" heißt und sich längs über die Fahrzeugflanke zieht. Ein aktueller Audi ist solide bis in die letzte Schraube, ansehnlich, aber auch nicht besonders aufregend. Die Verarbeitungsqualität registriert man sofort nach dem Einsteigen. Audi kann Innenraum. Beim Testwagen überzeugt das Cockpit mit einer nicht zu beanstandenden, sehr soliden Verarbeitung. Jede Applikation sitzt genau und die Spaltmaße sind gleichmäßig.

Der Verbrauch des 150-PS-Autos von 6,5 Liter pro 100 Kilometer ist ordentlich, liegt aber merklich über dem angegebenen Durst von 4,1 Liter/100 km. Zumal dem Ingolstädter bei den Testfahrten auch mal freien Lauf gelassen wurde. Gerade bei schnelleren Autobahnfahrten fällt auf, wie leise der Volkswagen-Diesel im Audi seinen Dienst verrichtet. Die gute Nachricht für die orthodoxen Autofahrer: Es muss nicht immer ein Doppelkupplungsgetriebe sein, die Sechsgang-Handschaltung ist präzise, knackig und macht deswegen auch in der Stadt Spaß. Weniger erfreulich ist das deutlich spürbare Turboloch, das sich vor allem im Stadtverkehr und beim Anfahren bemerkbar macht. Wer nicht mit gefühlvollem rechten Fuß zu Werke geht, würgt den A3 ab oder riskiert einen Kavalierstart mit durchdrehenden Reifen. Denn bei einem Fronttriebler sind der Traktion auch Grenzen gesetzt.

Einmal in Fahrt genügt der 150-PS-Motor fast allen Ansprüchen. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 218 km/h kommt man schnell genug voran, wenn man es einmal eilig hat. Bei Tempi oberhalb der 140 km/h hat der Zweiliter-Selbstzünder noch genug Druck um einen veritablen Zwischenspurt hinzulegen. Wer den Diesel auf das pure Tempobolzen reduziert, wird dem elastischen Triebwerk mit einem maximalen Drehmoment von 340 Newtonmetern, nicht gerecht. Bei allem Schaltspaß merkt auf längeren Strecken, wie angenehm es ist, ohne viele Gangwechsel entspannt voranzukommen. Das alles bedeutet nicht, dass der A3 Sportback ein Dynamik-Verweigerer ist. Die Lenkung ist präzise und das Fahrverhalten lange neutral. Wenn man es darauf anlegt, bringt man auch den gutmütigen A3 mit viel Geschwindigkeit und scharfen Lenkeinschlag zum Untersteuern.

Das gut abgestimmte Fahrwerk vervollständigt das positive Bild. Gerade wer mit dem Diesel viele Kilometer abspult, wird den Langstreckenkomfort zu schätzen wissen und damit die Souveränität, mit der die Dämpfer jegliche Art Unebenheiten wegbügeln. Dazu passen auch die bei der Ambition-Version serienmäßigen Sportsitze mit der ausziehbaren Oberschenkelauflage für entspanntes Reisen und den konturierten Sitzwangen, die Halt geben. Doch auch beim Audi-Innenraum gibt es Schwächen. Der edle Purismus des Cockpits führt zu wenig Ablagen und einem ziemlich kleinen Handschuhfach. Auch das Bedienkonzept, das im Grunde aus einem Drehknopf mit Touchpad und Schiebereglern besteht, ist zwar gut, glänzt aber nicht mit der intuitiven Selbstverständlichkeit der BMW-Handhabung. Die Spracherkennung erreicht ebenfalls nicht ganz das Niveau des bayerischen Konkurrenten. Dass man die Idee des schicken Stils auch übertreiben kann, zeigen die fummeligen Luftdüsen die das Armaturenbrett des Audi A schmücken. Dagegen sind die metallisch einrastenden Drehknöpfe nach wie vor ein haptischer Genuss.

Die Parksensoren hinten (Aufpreis 400 Euro) sind aufgrund der breiten C-Säulen ein Muss. Ebenso wie der Toter-Winkel-Assistent für 500 Euro, da der Schulterblick doch oft sehr eingeschränkt ist. Bei den elektrischen Helfern und Spielzeugen, die das Autofahren erleichtern, kann man beim A3 aus dem Vollen schöpfen, das nötige Kleingeld vorausgesetzt: Konnektivität (500 Euro), Spurhalteassistent (600 Euro), adaptiver Tempomat (660 Euro) und ein Notbremsassistent (290 Euro). Platz ist im A3 Sportback genug. Auch hinten können Erwachsene bequem sitzen. Wer das Audi-Infotainment in seiner ganzen Pracht genießen will, muss rund 3.200 Euro auf den Tisch des Hauses blättern. Dafür gibt es dann aber auch extrem detailgetreue Karten mit Google-Earth und Echtzeit-Verkehr sowie vernünftigen Sound aus der Bang-und-Olufson-Anlage. Das Voll-LED-Licht schlägt mit 1.690 Euro zu Buche. Das sind 770 Euro mehr als der Aufpreis, den Audi für das Xenon-Plus-Licht verlangt.

Der Kofferraum ist mit einem Fassungsvermögen von 380 Litern bis 1220 Liter nicht Fisch und nicht Fleisch und schon gar nicht Kombi. Das Gepäckabteil eines normalen Golf hat bereits ein Fassungsvermögen von 380 Litern bis 1.270 Litern, von der Variant-Variante mit 605 Litern bis 1.620 Litern ganz zu schweigen. Dass bei der umgeklappten Rückbanklehne der Kofferraumboden leicht ansteigt, behindert kaum beim Beladen, auch die Ladekante stellt kein unüberwindbares Hindernis dar. Unter dem variablen Ladeboden lassen sich bei Bedarf weitere Utensilien verstauen. Die Heckklappe schwingt so weit auf, dass man mit 1,85 Metern Körpergröße noch darunter stehen kann. Allerdings birgt das frei stehende Kofferraumschloss für größere Zeitgenossen Kollisionsgefahren. Dass die Deaktivierung des Beifahrer-Airbags nur in Verbindung mit einer ISOFIX-Kindersitzbefestigung geordert werden kann und 95 Euro Aufpreis kostet, ruft nur ungläubiges Kopfschütteln hervor.
Testwertung
3.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2015-03-22

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