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Testbericht

15. September 2016
Schwabhausen, 16. September 2016

Als VW im Frühjahr 2016 eine Studie des neuen Touareg zeigte, dachte ich schon, der Generationswechsel stünde kurz bevor so seriennah wirkte der T-Prime Concept. Doch nein, vor 2017 wird das nichts, sagt mir VW-Sprecher Christoph Peine, wahrscheinlich kommt der Neue sogar erst 2018. Das würde zum üblichen Vorgehen passen, denn die aktuelle Touareg-Generation startete 2010 und meist muss man acht Jahre auf den Nachfolger waren. Das aktuelle Modell bleibt also noch geraume Zeit am Markt. So haben wir nun das Topmodell Exclusive getestet.

Optisch unauffällig
Obwohl mein Testauto mit 4,80 Meter eindeutig das größte auf dem Parkplatz ist, sieht es gar nicht so viel mächtiger aus als die neuen Tiguan-Modelle nebenan. Die Front macht nicht auf imposant, sondern eher auf breit. Auch der Exclusive bleibt optisch sehr verhalten, trumpft nicht auf. Wer den Wagen von außen erkennen will, muss sich schon sehr gut auskennen. Deutlich auffälliger ist der Innenraum: Mein Wagen hat mittelbraune Ledersitze mit feinen Ziernähten, Dekoreinlagen aus einem gemusterten Edelholz, silberne Einstiegsleisten und dergleichen mehr. Das Ganze wirkt nobel, hat aber eher etwas Altherrenhaftes.

Technisch nicht mehr ganz up to date
Dass der Touareg in seinen Grundzügen mittlerweile schon sechs Jahre alt ist, merkt man auch daran, dass ihm der letzte Schrei in puncto Technik fehlt, zum Beispiel das schicke Active Info Display des Tiguan oder ein Head-up-Display. Bei den Assistenzsystemen kann der VW auch nicht mit dem Audi Q7 mithalten, auch wenn Verkehrszeichenerkennung, gestengesteuerte Heckklappe (zum Öffnen, geschlossen wird per Knopfdruck), Abstandstempomat mit Antikollisionssystem, Spurhalte- und Totwinkelassistent und mehr an Bord sind. Egal, ich gehöre ja auch nicht mehr zur Jugend. Das merke ich schon daran, dass ich instinktiv den Schlüssel in die Öffnung neben dem Lenkrad stecke und ihn aus alter Gewohnheit drehe. Alternativ hätte es auch noch einen Startknopf gegeben, wie ich gleich danach sehe.

Nur noch V6 TDI mit 204 oder 272 PS
Der Motor meldet sich mit sanftem Brausen. Seit Anfang 2015 gibt es den Touareg nur noch mit V6-Diesel -­ der Hybrid und der V8 TDI entfielen. Meine Version ist die stärkere von zwei. Beide Varianten werden mit einer Achtgangautomatik kombiniert. Ich schiebe den Wahlhebel in die D-Position und rolle los. Wenn man es nicht drauf anlegt, bleibt der Motor sehr im Hintergrund. Erst als ich mich erinnere, dass ich ja 262 PS habe, und die Gänge weiter ausdrehe, lässt er sich vernehmen. Doch fürs sportliche Fahren ist das Auto ungeeignet, er neigt sich in der Biege zu stark, die Sitze bieten bei rasanten Kurven zu wenig Seitenhalt, und vor allem fühlt man, dass der Wagen mit 2,3 Tonnen arg schwer ist. Nicht dass mein Touareg nicht vom Fleck käme -­ den Standardsprint absolviert er in 7,6 Sekunden, aber es fehlt an Agilität, und man muss schon stark aufs Bremspedal steigen, damit der Brummer langsamer wird.

Satte Straßenlage
Der Vorteil des hohen Gewichts zeigt sich auf der Autobahn: Der Wagen liegt satt auf der Straße, bleibt angenehm ruhig. Die 220 km/h Maximaltempo kann ich nicht ausfahren, aber 180 km/h erreiche ich schnell. Das Innengeräusch bleibt akzeptabel, ein geräuschloser Gleiter ist der Wagen aber nicht. Das Fahrwerk lässt sich durch schnelles Hin- und Herlenken nicht aus der Ruhe bringen, ein unangenehm schwammiges Gefühl wie bei vielen anderen Autos (besonders solche mit Stern, aber nicht nur die) stellt sich hier nicht ein. Straffer wäre aber wohl das sportlich ausgelegte Luftfahrwerk mit adaptivem Wankausgleich gewesen. Mein Wagen hat die normale Luftfederung ohne diese Technik. Die Karosseriehöhe lässt sich per Drehknopf manuell einstellen, aber ich bleibe bei der Automatikeinstellung.

Terrain Tech: Ein richtiger Offroad-Allradantrieb
Aber es gibt noch mehr Rädchen: Mit einer Drehwalze stellt man die Dämpfer ein: Groß sind die Unterschiede zwischen Sport und Comfort nicht. Ich entscheide mich für Sport, denn auch in dieser Einstellung wirkt der Touareg nie zu hart. Zudem gibt es bei meinem Auto einen Drehknopf für den Allradantrieb. Serienmäßig hat der Touareg nur einen Torsen-Allradantrieb, doch ich habe das "Terrain Tech"-Offroadpaket und deswegen diesen Drehknopf an Bord. Mein Touareg hat eine elektronisch geregelte Lamellenkupplung. Über den Knopf kann man sowohl das Zentral- als auch das Hinterachsdifferenzial zu 100 Prozent sperren und eine Geländeuntersetzung aktivieren. Offroadmäßig ist der Touareg damit sehr gut aufgestellt.
 
Kleiner und unpraktischer Kofferraum
Was den Gepäcktransport angeht, gilt das weniger. 697 bis 1.642 Liter Kofferraum klingt nicht schlecht, doch für die Klasse ist es wenig: In einen Mercedes GLE passen zum Beispiel 690 bis 2.010 Liter. Außerdem wird der Ladeboden beim Touareg nach dem Sitz-Umklappen auch nicht annähernd eben: Die Rücksitzlehnen stehen in einem Winkel von etwa 30 Grad nach oben. Da hilft es auch nichts, wenn sich die Rücksitze elektrisch vom Heck aus umklappen lassen, und man den Wagen zum Beladen um etwa fünf Zentimeter absenken kann.

6,9 Liter Verbrauch? Von wegen ...
Den Verbrauch gibt VW mit 6,9 Liter je 100 Kilometer an. Das wäre für einen 2,3-Tonnen ein wahrhaft erstaunlicher Wert. Nach meiner Fahrt (auf der ich keine Rücksicht auf den Verbrauch nehme) lese ich am Bordcomputer eine erschreckende Zahl ab: 12,4 Liter. Jetzt weiß ich auch, warum das Auto einen 100-Liter-Tank hat. Dass der Freilauf der Automatik über die Software ausgestellt war (was ich erst gegen Ende der Fahrt merkte), dürfte daran nicht schuld sein. Immerhin hält der Touareg die Euro-6-Norm ein. Dazu hat er ein SCR-System. Der dazugehörige Adblue-Tank wird nicht von außen, sondern über eine Öffnung unter dem Kofferraumboden befüllt: nervig, besonders da der Tankinhalt laut VW nur für 15.000 Kilometer hält.

Günstiger als die meisten großen SUVs
Ein Lichtblick ist der Preis: Mit dem 262-PS-Diesel gibt es den Touareg ab 57.325 Euro. Für diese Klasse ist das recht günstig, nur der (ebenfalls schon alte) Land Rover Discovery liegt noch darunter. Nicht viel teurer ist der Jaguar F-Pace 30d, aber entsprechende Versionen von BMW X5 oder Mercedes GLE liegen schon bei über 60.000 Euro. Die Exclusive-Version ist allerdings 11.100 Euro teurer als der Basis-Touareg. Mein Testwagen kommt mit seinen zahlreichen Extras sogar auf definitiv oberklassemäßige 92.000 Euro.
Technische Daten
Antrieb:Allradantrieb mit elektronisch gesteuerter Lamellenkupplung, sperrbaren Differenzialen, Geländeuntersetzung
Anzahl Gänge:8
Getriebe:Automatik
Motor Bauart:Turbodiesel mit SCR-Abgasreinigung und Start-Stopp-System
Hubraum:2.967
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:6
Leistung:193 kW (262 PS) bei UPM
Drehmoment:580 Nm bei 1.750-2.500 UPM
Preis
Neupreis: 70.500 €
Fazit
"Bereit für was auch immer": Der VW-Spruch zum Touareg verspricht viel zu viel. Ein Auto, das alles kann, gibt es schlicht nicht. Dem 2,3 Tonnen schweren Geländebrummer fehlen natürlich jegliche Sportlergene, und bei 4,80 Meter Länge auch die Eignung für enge Innenstädte. Ein Technologiewunder à la Audi Q7 darf man beim angejahrten Touareg ebenfalls nicht erwarten. Ein weiterer Nachteil ist der für die Klasse kleine und unpraktische Gepäckraum. Der Touareg liegt jedoch schön satt auf dem Asphalt und kann bis zu 3,5 Tonnen schwere Anhänger ziehen - wie andere Wagen dieser Klasse auch. Ein besseres Pro-Argument ist der Old-School-Allradantrieb der Terrain-Tech-Version mit den komplett sperrbaren Differenzialen - dergleichen gibt es heutzutage nicht mehr oft. Insgesamt würde ich den gesalzenen Preis meines Testwagens nur zahlen, wenn ich dafür moderne Technik und ein frischeres Interieur als bei der Exclusive-Version bekäme. + aufwendiger Allradantrieb der Terrain-Tech-Version, satte Straßenlage - für die Klasse kleiner Kofferraum mit unebenem Ladeboden, unpraktische Lage des Adblue-Einfüllstutzens
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: auto-news, 2016-09-15

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