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Testbericht

Sebastian Viehmann, 16. April 2010
Alfa Romeo will seine Verkaufszahlen deutlich steigern. Die Erwartungen an die neue Giulietta sind deshalb extrem hoch. In manchen Details kann das Auto nicht überzeugen, auf der Straße dagegen umso mehr.

Aha, ein Golf. Oooh, ein Alfa! Jeden Tag läuft diese Reaktion auf den Straßen der Welt ab. Die italienische Kultmarke lebt von ihrem unverwechselbaren Design. Es lässt den Pulsschlag bei Autoliebhabern ansteigen, während viele Autos in der Golf-Klasse eher optische Beruhigungsmittel sind. So ist denn auch die 4,35 Meter lange Giulietta mit ihrem hübschen Alfa-Grill, dem knackigen Hinterteil und den geschickt verborgenen Griffen der Fond-Türen ein echter Hingucker.

Das schicke Blechkleid hat leider auch seine Schattenseiten, über die Alfa-Fans wahrscheinlich mit einem Espresso in der Hand und Eros Ramazotti im Ohr großzügig hinwegsehen werden. Doch in der knüppelhart umkämpften Golf-Klasse ist es nicht gerade beeindruckend, wenn Personen über 1,80 Meter im Fond wenig Knie- und Kopffreiheit haben. Beim Rangieren ist die Aussicht nach hinten wegen des zugebauten Hecks dürftig, und der mit 350 Litern an sich ordentliche Kofferraum – er ist genau so groß wie beim Golf – hat eine hohe Ladekante.

Auch dass es im Innenraum nur wenige und kleine Ablagen gibt, schmälert die Freude über das schicke Design. Vom fahrer-orientierten Cockpit wie im Alfa 159 ist die Giulietta ohnehin weit entfernt, auch wenn Armaturenträger und Mittelkonsole hübsch gestaltet sind. Entschädigt wird man durch die bequemen Sitze und die abwechslungsreiche Materialauswahl. Beim Basismodell „Giulietta“ sind unter anderem ESP, Start-Stopp-Automatik und Tagfahrlicht an Bord. Empfehlenswerter ist die zweite Ausstattungsstufe „Giulietta Turismo“. Sie enthält zusätzlich Dinge wie Lederlenkrad, CD-Radio mit Lenkradfernbedienung, Nebelscheinwerfer, Zweizonen-Klimaautomatik und Tempomat. Zu den Optionen zählen ein großes Navigationssystem mit ausfahrbarem Bildschirm, Bi-Xenonscheinwerfer mit Kurvenlicht, Panorama-Glasschiebedach und zahlreiche Sportpakete zur optischen Aufwertung. Das neue Alfa-Doppelkupplungsgetriebe steht für die Giulietta erst später zur Verfügung.

Während die Giulietta im Interieur der Konkurrenz keine lange Nase drehen kann, schlägt die Stunde der schönen Italienerin, sobald man den Zündschlüssel umdreht. Unter der Haube warten drei Turbobenziner mit 120 bis 235 PS und zwei Diesel mit 120 und 170 PS. Schon der Basisbenziner 1.4 TB mit 88 kW / 120 PS ist dank Turboaufladung ein extrem munterer Geselle und sorgt für großen Fahrspaß bei flotten Kurvenjagden. Der laufruhige Motor dreht leicht und willig, das serienmäßige Sechsganggetriebe muss man nur selten bemühen. Eine Beschleunigung von 0 auf 100 Km/h in 9,4 Sekunden sowie die gute Elastizität dürften den meisten Ansprüchen genügen. Den Durchschnittsverbrauch gibt Alfa mit 6,4 Litern pro 100 Kilometer an.

Noch mehr Fahrspaß bieten die 170-Version des Turbobenziners mit der elektrohydraulische Ventilsteuerung Multiair und vor allem die Giulietta Quadrifoglio Verde (28.300 Euro) mit ihrem 1750 Kubikzentimeter großen 235 PS-Vierzylinder. Mit Overboost steigt das Drehmoment auf 340 Newtonmeter, in 6,8 Sekunden schießt der Wagen von 0 auf 100 Km/h. Traktionsschwächen oder Antriebseinflüsse in der Lenkung sind trotz der geballten Kraft an der Vorderachse kaum festzustellen, der schnelle Alfa verfügt über ein Sperrdifferenzial. Gleichzeitig ist der Fahrkomfort des Wagens sehr gut, Bodenwellen und Schläge von der Straße werden sauber herausgefiltert.

Die elektrisch unterstützte Aktivlenkung der auf einer völlig neuen Plattform entwickelten Giulietta wurde besonders sportlich abgestimmt, schließlich will Alfa explizit den Konkurrenten Audi, BMW und VW davonfahren. „Der Fahrer spürt sozusagen die Reifen über das Lenkrad“, meint Alfa-Chef Harald Wester, der auch Technischer Leiter der Fiat-Gruppe ist. Wenn die bereits im Basismodell serienmäßige Fahrdynamikregelung D-N-A im Dynamik-Modus steht, wird die Gasannahme spontaner und die Lenkung straffer. Letztere dürfte dann aber gern noch direkter abgestimmt sein.

Im ersten wollen Verkaufsjahr will Alfa 100.000 Giuliettas an den Mann oder die Frau bringen. Allein 2010 sollen es nach der Markteinführung im Sommer noch bis zu 45.000 Autos werden, bekräftigt Wester. Mangelndes Selbstbewusstsein kann man dem Alfa-Chef damit nicht gerade vorwerfen, denn 2009 setzte die italienische Marke weltweit insgesamt nur rund 117.000 Autos ab.

Das Basismodell der Giulietta (120 PS) kostet 19.900 Euro, mit Turismo-Ausstattung werden es 21.700 Euro. Zum Vergleich: Ein VW Golf 1.4 TSI (122 PS) ist ab 21.665 Euro zu haben, ein BMW 116i (122 PS) ab 22.850 Euro, ein Seat Leon 1.4 TSI (125 PS) ab 19.090 Euro, ein Ford Focus 1.6 Ti-VCT (115 PS) ab 21.100 Euro und ein Opel Astra 1.6 (115 PS) ab 19.900 Euro (die Preise gelten jeweils für Vier- beziehungsweise Fünftürer).

Quelle: Autoplenum, 2010-04-16

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