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Testbericht

Sebastian Viehmann, 23. November 2009
Eine der heißesten Asphaltfräsen Frankreichs feiert Geburtstag: Vor 25 Jahren mischte der Peugeot 205 GTI die Kompaktauto-Szene auf. Das magische Kürzel war fortan nicht mehr dem Golf vorbehalten.

Als Sean Connery alias James Bond im Jahr 1983 im Agenten-Thriller „Sag niemals nie“ von seiner diabolischen Gegenspielerin gejagt wird, ist die Atmosphäre buchstäblich aufgeladen: Ein Renault 5 Turbo in greller Lackierung dient dem weiblichen Bösewicht als Jagdwerkzeug. Das kann Konkurrent Peugeot natürlich nicht auf sich sitzen lassen und dreht ebenfalls einen Bond-reifen Film. Ein Hubschrauber mit Raketenwerfer jagt ein Auto, der Wagen schießt über einen Abgrund, und plötzlich öffnet sich ein Fallschirm. Das Auto ist gerettet und Peugeot hat 1984 mit dem heißen Werbefilm zur Markteinführung des 205 GTI bewiesen, dass kleine Helden nicht nur von Renault kommen.

Der normale 205 feierte schon im September 1983 seine Deutschland-Premiere und erwies sich vom Fleck weg als Erfolg. Kompakt und wendig, sparsam und günstig war der Wagen und damit eine französische Alternative zu Polo, Fiesta oder Corsa. Sogar in der Golf-Klasse konnte er räubern, denn die Dimensionen des 205 lagen für damalige Verhältnisse irgendwo zwischen Klein- und Kompaktwagen. Der 205 GTI war von Beginn an als Top-Modell der Baureihe eingeplant und deswegen parallel entwickelt worden. Der erste Dreitürer der Modelfamilie hatte zum Markstart einen 1,6 Liter großen Vierzylindermotor mit 105 PS unter der Haube, die bei 6.250 Umdrehungen anlagen. Mit 19.295 D-Mark war der Kraftzwerg freilich nicht billig, ein Golf GTI kostete damals knapp 22.000 Mark.

Peugeots Asphaltfräse hatte alles, was ein sportlicher Kleinwagen braucht: Drehfreudiger Motor, straffes Sportfahrwerk, Schalensitze, Scheibenbremsen rundum. Dank des Leergewichts von 850 Kilogramm beschleunigte der GTI in 8,7 Sekunden von 0 auf 100 Km/h. Der Vorwärtsdrang wurde erst bei 190 Sachen gestoppt. Der Umgang mit dem starken Fronttriebler erforderte allerdings einen sensiblen Gasfuß, besonders bei Nässe: Bei zu heftiger Betätigung des Gaspedals drehten die Antriebsräder sogar noch im dritten Gang durch.

Insgesamt wurden mehr als 29.000 Peugeot 205 GTI in Deutschland zugelassen und verhalfen der Löwenmarke zu einem sportlicheren Image. Die nicht zu aggressive Optik des kleinen Flitzers war eine willkommene Erfrischung, und bei der Leistung folgten die Franzosen bald dem Ruf nach mehr. Anfang Oktober 1986 rollte der GTI mit 1,9 Litern Hubraum und 128 PS vom Band und krönte sich damit zum König der Power-Zwerge. 7,8 Sekunden von 0 auf 100 waren eine knackige Ansage, und mit einer Spitzengeschwindigkeit von 206 konnten GTI-Piloten so manche schnelle Limousine ärgern. Die Konkurrenz musste nachlegen. VW schickte den Golf GTI 16V mit 129 PS ins Rennen. Opel packte den Kadett GSI mit 150 Pferden voll und machte sogar den Corsa in einer GSI-Version zur Krawallkiste.

Der 205 zeigte viel Eroberungspotenzial und lockte zahlreiche Kunden von anderen Marken zu Peugeot. 86 Prozent aller GTI-Fahrer waren Männer, 70 Prozent aller Käufer jünger als 40 Jahre. Insgesamt liefen 332.942 GTI vom Band. Die Baureihe 205 wurde bis zu ihrem Nachfolger 206 die erfolgreichste Peugeot-Baureihe überhaupt, inklusive aller Modellvarianten entstanden mehr als 5.2 Millionen Stück. Peugeot erweiterte die Modellpalette nicht nur in Richtung Sportlichkeit: Sparsame Dieselmodelle waren ebenso im Programm wie ein Cabrio oder ein Mini-Transporter. Erst 1998 rollte der letzte 205 vom Band.

Den Höhepunkt des Aufrüstens erreichte der 205 allerdings nicht im GTI-Modell. Um der aufgeladenen Konkurrenz ein Schnippchen zu schlagen, setzte Peugeot beim 205 Turbo 16 auf einen Vierzylinder-Turbo-Mittelmotor mit 16 Ventilen und 200 PS Leistung. Die allradgetriebene Kleinstkanone war freilich weniger für die Straße als vielmehr für den Rallyesport gedacht. Peugeot musste gemäß Reglement aber 200 Homologationsmodelle mit Straßenzulassung bauen. Trotz des enormen Preises – in Deutschland kostete der Allrad-Bolide 94.400 Mark und war der teuerste Peugeot aller Zeiten – fand der 205 Turbo 16 schnell seine Liebhaber.

So groß wie sein Preis war aber auch das Turboloch des „T16“: Erst bei 4000 Touren ging richtig die Post ab. Dann presste der Peugeot seinen Piloten allerdings mit aller Macht in den Sitz. Der Parforce-Ritt von 0 auf 100 Km/h dauerte rund sechs Sekunden. Weil das ganze von einem infernalischen Motorenlärm begleitet wurde, verzichteten die Franzosen bei der Ausstattung des Turbo-Flitzers auf ein Radio. Das war für den Rallye-Sport ohnehin nicht erforderlich, in dem sich die Wettbewerbs-Variante des T16 schnell ihre Sporen verdiente. 1985 holte sich der 205 seinen ersten Weltmeistertitel im Rallyesport und gewann 1987 die Rallye Paris-Dakar.

Quelle: Autoplenum, 2009-11-23

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